Obersinns größter Sohn: Der Dichter, Schriftsteller und Volksbildner Prof. Dr. Dr. h.c. Leo Weismantel (1888 – 1964)
Eine Würdigung von Gundolf Weismantel von 2010.
Am Obersinner Hartberg steht ein Kreuz aus heimischem Buntsandstein. Dieses Kreuz hatten die Eheleute August und Barbara Weismantel 1887 im Jahr „der heiligen Mission“, bittend um ein siebtes Kind, errichten lassen, denn vier vorher geborene Kinder waren im Säuglingsalter gestorben. Geboren wurde das erbetene Kind, ein Sohn, am Sonntag, dem 10. Juni 1888, in Obersinn während eines schweren Gewitters, wie berichtet wird. Die Eltern gaben ihm den Namen Leo nach Papst Leo XIII. und bestimmten ihr Wunschkind für den Priesterberuf. Seine Kindheit verbrachte Leo Weismantel in Obersinn.
Eine in der Familie lebende, jung verwitwete Schwester seiner Mutter, die man nur „das Bäschen“ nannte, nahm sich des Kleinen besonders an und erzählte ihm alte Sagen und viel Geheimnisvolles aus der Vergangenheit. Auch ein Heiligen-Legendenbuch aus der Familie, das große Bilder beinhaltete, erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Ab 1895 ging Leo Weismantel in Obersinn zur Volksschule, wo ihm der Ortsgeistliche Pfarrer Hess Sonderunterricht gab und Latein beibrachte. Nach dem 4. Schuljahr kam der 12jährige Leo auf das Königlich Humanistische Gymnasium in Münnerstadt, an dem auch Patres der Augustiner unterrichteten. Leo Weismantel hat später dazu bemerkt: „So sollte der Tag kommen, an dem ich das Dorf verließ, um zu studieren, denn ich sollte Priester werden.“
Ein Jahr später, 1901, starb seine Schwester Marie im blühenden Alter von 18 Jahren. Der Familie August Weismantel verblieben so nur noch zwei Söhne. Das waren der Leo und sein 15 Jahre älterer Bruder Karl Matthäus, der später das väterliche Erbe, einen Landesprodukte-Großhandel mit Spedition übernahm, den der Vater August, aus ärmlichen Verhältnissen kommend – Schneider hatte er gelernt – aufgebaut hatte. Die Firma besaß damals sogar eigene Eisenbahnwaggon-Decken mit der Aufschrift „A. Weismantel und Sohn“ und befand sich in Obersinn im Haus Nummer 71 (Hauptstraße), dem Geburtshaus von Leo Weismantel.
Schule, Studium und Promotion
Einfach waren die Jahre am Münnerstädter Gymnasium für Leo Weismantel nicht. Zunächst war da der sture Schulbetrieb, der ihm widerstrebte. Zum anderen kämpfte er mit Blutungen aus der Nase und einem Lungenleiden und in seinem Inneren auch mit der Bestimmung für den Priesterberuf. Dieser innere Kampf wurde letztlich entschieden durch seine körperliche Erkrankung „und die geistige Einsicht, dass mein Lebensberuf anderswo liegt“, wie er später berichtete, aber auch, dass man ihn deshalb von außen her nicht bedrängt habe.
In Münnerstadt gab es bereits Gedichte und Erzählungen der jugendlichen Phantasie von Leo Weismantel mit der ihm eigenen sprachschöpferischen Kraft. Diese wurden vom Deutschlehrer ernst genommen, der Leo Weismantel auf das eigene Erleben kanalisierte. So hatte er schon als Gymnasiast das notiert, was er aus seiner Obersinner Kindheit noch im Kopf hatte: Die Welt seines Heimatdorfes Obersinn. Bereits während der Gymnasialzeit schrieb er ein Drama, eine ländliche Tragödie mit dem Titel „Die Köhlerin vom Waldsee“. Sie erschien später im Jahr 1909 in der Verlagsbuchhandlung Bruno Volger Leipzig als Buch.
Die Probleme mit seiner Gesundheit hielten an. Durch zunehmende Blutungen, die mit seinem Lungenleiden einhergingen, wurde er gezwungen, wochenlang dem Unterricht fernzubleiben, was ihn letztlich dazu zwang, das Gymnasium nach der 7. Klasse ohne Abitur verlassen zu müssen.
Nachdem er auskuriert worden war, ging er 1908 an die Universität Würzburg, konnte dort aber mangels Abitur nur das Fach Zahnmedizin belegen. Bei den Zahnmedizinern wurde er aber selten gesehen, denn er besuchte die Vorlesungen der philosophischen Fakultät. Inzwischen hatte sich Leo Weismantel auf Anraten seines behandelnden Arztes einer Studentenverbindung angeschlossen, was seiner Gesundung förderlich sein sollte. Dort fand eine Wette statt. Leo Weismantel wettete um ein großes Fass Bier, dass er die geographische Preisaufgabe der Universität, eine Monographie über die Haßberge, innerhalb der vorgegebenen Frist lösen würde, und gewann die Wette.
Mit dieser Arbeit erwarb er sich, nachdem er das Abitur in Münnerstadt nachgeholt hatte, den Doktorgrad der Philologie mit „summa cum laude“. Er studierte Geographie, promovierte als Geograph und versuchte, sich in diesem Fach an der Universität zu habilitieren, was wegen des Ausbruches des Ersten Weltkrieges 1914 nicht gelang.
Die Zeit des Ersten Weltkrieges
Aufgrund der jahrelangen Krankheit und seiner körperlichen Verfassung wurde Leo Weismantel als kriegdienstuntauglich eingestuft. Lediglich „kanzleidienstfähig“ stand in seinem Wehrpass. So wurde der wehrdienstuntaugliche Weismantel als Wehrersatz für den Schuldienst verpflichtet.
Im Frühjahr 1915 schickte man ihn als Aushilfsvertreter an das „Institut Adam“ in Würzburg, einer privaten Handelsrealschule. Hier musste er den Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde übernehmen.
Aufgrund dieser Anstellung war es ihm möglich im gleichen Jahr in Obersinn am 02.09.1915 Luise Wetzell, eine Philologiestudentin aus Laubach in Hessen, die er während des Studiums kennen gelernt hatte, zu heiraten. Getraut hatte sie damals der Obersinner Pfarrer Knecht. 1916 kam die gemeinsame Tochter Gertrud in Würzburg zur Welt.
Die Handelsrealschule
Während der Zeit an der Würzburger Handelsrealschule geschahen zwei Dinge:
Leo Weismantel schrieb in den Unterrichtspausen zeilenweise seinen ersten Roman „Mari Madlen“, der in der Monatszeitschrift „Hochland“ vorab veröffentlicht wurde und einen dort ausgesetzten Preis errang. Das machte Leo Weismantel 1917 mit einem Schlage bekannt und begründete seinen dichterischen Ruf.
Und: Es regte sich bei ihm erstmals Widerstand gegen das praktizierte Schulsystem: Das Eindrillen von bloßem „Wissenskram“ in einem Paukbetrieb, wie er meinte, ging nach Weismantel am tatsächlichen Leben vorüber. Weismantel lehnte sich dagegen auf. Er versuchte von sich aus über eine gewisse Zeit hinweg den Umbruch im Lehrbetrieb mit einem schulischen Bemühen nicht vom Lehrbuch her, sondern von den Anlagen des Kindes ausgehend. Dabei verstieß er allerdings gegen die geltende Schulordnung und setzte so seine persönliche Existenz an der Schule aufs Spiel. Es blieb nicht unbemerkt, wie er seine 120 Buben unterrichtete. Der kulturpolitisch-behördliche Gegenwind erstickte seine „Einzelreform“ im Keime, ohne dass man ihn allerdings bestrafte. Geblieben sind die bereits damals von ihm geprägten Begriffe „Schule der Lebensalter“ und „Gestaltungspädagogik“.
Schriftstellerische Tätigkeit
1918 entstand unter dem Eindruck des zu Ende gehenden Krieges sein Bühnenwerk „Die Reiter der Apokalypse“. Schon 1919 fand man Weismantel auf einer Pädagogenkonferenz des preußischen Kultusministeriums, wo er für eine ganz neue Form der Erwachsenenbildung plädierte. Bereits mitten in der „Volksbildungsbewegung“ war Weismantel, als er 1919/20 an der Wiener Volkshochschule über „Deutsche Sprachstilkunde“ lehrte. Seine Vorlesungen erschienen 1927 unter dem Titel „Der Geist als Sprache“. Weitere Veröffentlichungen im Verlag des Patmosbundes folgten.
1920 hatte Leo Weismantel, aufgrund seiner Veröffentlichungen inzwischen finanziell unabhängig, seine Stelle am Institut Adam aufgegeben. Die Familie siedelte ins ländliche Marktbreit in ein Haus mit Garten in Bahnhofsnähe um und Leo Weismantel wurde freischaffender Schriftsteller und Pädagoge. Das zweite Kind der Familie, der Sohn Werner, wurde am 09.12.1920 in Marktbreit geboren. Auf die deutschen Bühnen gelangte der „Wächter unter dem Galgen“, wieder unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges entstanden.
Er schrieb das Bühnenspiel „Totentanz 1921“, das sich mit den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit auseinandersetzte und dessen Uraufführungen parallel in Nürnberg und Bonn stattfanden. Es folgte „Die Kommstunde“, ebenfalls ein Bühnenstück. Er vollendete den Roman „Das unheilige Haus“, der das Erbhofthema behandelt und die Landschaft und Menschen der Rhön eindringlich schildert.
Landespolitik
Nach einem Studium an der Arbeiter-Hochschule in Wien, wo es um neue Wege in Fragen der Volksbildung ging, erlitt er im Inflationswinter 1923 einen Rückfall ins alte Lungenleiden. Obwohl es das Leiden im Allgäu auszukurieren galt, gab er der Bitte der „Christlich-Sozialen Volkspartei“ in Bayern (Vitus-Heller-Bewegung) nach, für den Bayrischen Landtag zu kandidieren. Bedingung war: Keine Parteimitgliedschaft! Die Partei errang bei der Landtagswahl am 06.04.1924 einen Sitz. So gehörte Leo Weismantel dann von 1924 – 1928 als Parteiloser dem Landtag an. „Das Landtagshandbuch“ von 1925 weist ihn als Mitglied einer sechs Abgeordnete umfassenden „Freien Vereinigung“ mit dem Zusatz in Klammern „Zentrum“ aus. Im Landtag forderte er ein Konzept für ein zeitgemäßes bayerisches Schulwesen und stellte einen Antrag zum Bayerischen Kultusetat zur Einrichtung einer Landesstelle für Erziehungs- und Bildungswesen in Bayern. Zugleich sagte Weismantel am 24. Juni 1925, man müsse „heraus aus dem Ghetto der Parteien“, auch die „Kirche solle sich öffnen“. Was auch bedeutete: Die Kirche solle auf die Bekenntnisschule, die im Konkordat festgeschrieben war, verzichten.
Die Einleitung einer Bildungsreform gegen die konservativ-katholische Linie der Bayerischen Volkspartei (BVP), obwohl er die Zentrumspartei im Rücken hatte, gelang dem „Einzelkämpfer“ Weismantel jedoch nicht.
Aufgrund einer Wahlgesetzänderung zu den Neuwahlen 1928 wurde die Heller-Partei ins Zentrum eingegliedert. Ein Parteiabkommen (die sog. Regensburger Vereinbarungen) zwischen Zentrum und BVP erfolgte ohne eine Beteiligung von Weismantel. Letztlich verlor er aufgrund dieser neu geordneten Zusammenarbeit von Zentrum und BVP für die Wahlen 1928 sein Mandat. Er wurde ein „Bauernopfer“ des Zentrums für die verstärkte Kooperation mit der BVP.
Pädagogik
Aus der Münchner Landespolitik mit ihrem „Parteiengeklüngel“ und mit dem vergeblichen Versuch einer Schulreform kehrte Leo Weismantel nach Marktbreit zurück. Er ging von da an dieselben Ziele im Alleingang an. Im März 1928 gründete er in Marktbreit mit privaten Mitteln, die ihm aus den Honoraren seiner Romane und Bühnenwerke zukamen, ein eigenes pädagogisches Forschungsinstitut. Es war die „Schule der Volkschaft für Volkskunde und Erziehungswesen“, die auch auf sein 1925 veröffentlichtes gleichnamiges Buch zurück ging. Dieses Institut errang in wenigen Monaten Weltgeltung. Zur Förderung einer Erneuerungsbewegung des Schulwesens widmete er sich in Tagungen und Vorträgen sowie privat und öffentlich initiierten Forschungen den Fragen der „bildgestaltenden“ und „sprachgestaltenden“ Kräfte und Grundlagen sowie einem damals neuen Arbeitsgebiet, der Industriepädagogik. Die erste Tagung vom 5. bis 8. August 1928 in der Schule der Volkschaft, vom Völkerbund gefördert, besuchten 80 Lehrkräfte. Im Laufe der Zeit sollten es Tausende von Teilnehmern werden.
Eine Familientragödie
Während dieser Zeit hatte sich zu Hause in Obersinn bei seinem Bruder Matthäus ein starkes Nierenleiden bemerkbar gemacht, das dieser nicht konsequent behandeln ließ. Hinzu geriet sein Bruder in den Inflationsjahren nach dem 1. Weltkrieg in eine schleichende, geistige Umnachtung. Er stellte ungedeckte Wechsel aus, kaufte völlig wertlose Kriegsanleihen und machte riskante Börsengeschäfte. Seine Umgebung merkte zu spät, dass er dabei das Vermögen und das Geschäft ruinierte. Man schaltete den Bruder Leo ein, der versuchte zu retten, was noch zu retten war. Erschwerend kam hinzu, dass Matthäus auch noch einen Schlaganfall erlitt. Zuletzt gab es eine Hypothek auf Haus und Grundstücke. Der Konkurs war nicht mehr aufzuhalten. Als sein Bruder Matthäus 1930 schließlich aufgrund seiner Erkrankungen auswärts bei einer seiner Töchter starb, wollte man seinen zurückgekehrten Sarg – wie es Sitte war – im Vaterhaus in Obersinn aufbahren. Die Türe soll aber verschlossen gewesen sein, weil das Anwesen bereits den Banken gehörte. Auch Leo Weismantel verlor hierbei seinen väterlichen Erbteil. (Anmerkung: Leo Weismantel hat dieses Familiendrama in seinem Buch „Das Haus Herkommer“ im Abschnitt „Der Konkurs“ auf 256 Seiten dargestellt.)
Weitere Romanveröffentlichungen
Im Jahr 1928 brachte Leo Weismantel im Bühnenvolksbundverlag Berlin seinen Roman „Das alte Dorf“, den er bereits 1908 begonnen hatte, heraus. Es ist die Geschichte vom Jahreskreis und von den Leuten aus seinem Heimatort Obersinn, den er „Sparbrot“ nannte. Er setzte damit seinem Heimatort ein literarisches Denkmal. Es entstand die RHÖN-TRILOGIE. Die beiden anderen Werke „Die Geschichte des Hauses Herkommer“ (s.a. vorheriger Absatz) und „Das Sterben in den Gassen“ hatte er ebenfalls bereits 1908 begonnen, sie folgten 1932 und 1933.
Die Zeit des Nationalsozialismus
Mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 begann die NS-Zeit, die nicht nur Deutschland radikal verändern sollte, sondern auch das Wirken von Leo Weismantel.
Hitler selbst soll sich gegen das von Weismantel für das von der Gemeinde Oberammergau im Herbst 1932 in Auftrag gegebene „Gelübde-Spiel“ gewandt haben, weil darin dem „Dritten Reich“ die alten antisemitischen Akzente fehlen würden. Die Uraufführung erfolgte dennoch im Sommer 1934.
Im Mai 1933 waren dann Weismantels soziologische und sozialpädagogische Untersuchungen in den Notstandsgebieten von Oberschlesien, ein vom Zentrumspolitiker Joseph Wirth (1921/22 in der Weimarer Republik Reichskanzler und seit 1930 Reichsinnenminister im Kabinett Brüning) gefördertes Projekt der Jahre 1930 bis Ende 1931 im gewandelten politischen Umfeld nicht mehr von Belang.
Der neue Propagandaminister Joseph Goebbels berief ihn am 6. Juli 1933 „im Hinblick auf seine bisherigen schriftstellerischen Arbeiten in den Dichterkreis und damit zugleich in den Bundesausschuß“ des Reichsbunds der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e. V. Im selben Jahr veröffentlichte Weismantel die „Sonnenwendfeier des jungen Deutschland“. Im Oktober 1933 war er schließlich einer von 88 Schriftstellern, die das so genannte „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterschrieben, darunter übrigens auch die Rienecker Schriftsteller-Gebrüder Anton und Friedrich Schnack.
Leo Weismantel wandte sich auf Anraten seines ehemaligen Religionslehrers, dem Augustinerpater und späteren Ordensgeneral Clemens Fuhl, der religiösen Thematik zu. Unter den zahlreichen kleineren religiösen Dichtungen befand sich auch die Legendensammlung mit völkischem Tenor „Wie der Heilige Geist das deutsche Volk erwählte“. Sie wurde 1935 dennoch sofort nach Erscheinen beschlagnahmt und vernichtet. Sein Bühnenstück von 1936, „Das Reich, das Reich“ wurde auf Betreiben von Parteikreisen nach der Uraufführung abgesetzt.
Die Zeit des „Dritten Reiches“ brachte dann 1936 endgültig die Schließung der „Schule der Volkschaft“ mit sich. Leo Weismantel musste sein Anwesen in Marktbreit verkaufen. Er zog nach Würzburg in eine Wohnung in der Theaterstraße 4.
Der Würzburger Gauleiter Dr. Otto Hellmuth, vorher in Marktbreit Zahnarzt und in persönlicher Aversion zu Weismantel stehend, ließ ihn von der Gestapo überwachen. In einer Einschätzung der Gauleitung Main-Franken der NSDAP aus dem Jahr 1939 wurde Weismantel als ein „typischer Vertreter der Katholischen Aktion“, dessen Bücher „alles andere als nationalsozialistisches Gedankengut“ offenbaren, bezeichnet. Zu dieser Einschätzung trug möglicherweise auch der Künstlerroman „Gericht über Veit Stoß“, der 1939 erschien, bei und könnte mit ein Grund gewesen sein, dass man ihn am 10. Dezember 1939 nach dem Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller verhaftete. Als „Sühne für das Attentat“ wollte der Gauleiter einen „prominenten Katholiken“ auf der Liste haben. Weismantel und die anderen Häftlinge wurden aber auf Intervention aus Berlin hin entlassen.
Leo Weismantel hatte sich daraufhin seinen Künstler-Romanen zugewandt. Bereits entstanden waren „Dill Riemenschneider“, „Leonardo da Vinci“ und Gericht über Veit Stoß“. Die „Grünewaldtrilogie“ folgte bis 1943. Im gleichen Jahr wurde aber dann ein Schreibverbot über ihn verhängt.
Die zweite Verhaftung von Leo Weismantel während der NS-Zeit erfolgte nach dem 20. Juli 1944. Er kam in ein Sonderlager am Würzburger Stadtrand und erlitt dort einen vollständigen gesundheitlichen Zusammenbruch mit einer Darmlähmung. Der Lagerarzt erkannte in ihm den Autoren. Ein glücklicher Zufall! Der Hinweis des Arztes, Weismantel sei so oder so hinüber, und er stürbe besser außerhalb des Lagers brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er wochenlang noch als Gestapo-Häftling lag, bis man ihn schließlich aus der Haft entließ.
Gesundheitlich immer noch angeschlagen kehrte er noch 1944 in seinen Heimatort Obersinn zurück. Zunächst wohnte er in der Dachwohnung im Haus des Stielfabrikanten Stein am Obersinner Ortseingang, wo er dem Bombenangriff vom 16. März 1945 auf Würzburg entging. Dem Feuersturm fielen dort nicht nur etwa 5.000 Bewohner zum Opfer, auch die Wohnung Weismantels in der Würzburger Theaterstraße mit den Manuskript- und Dokumentensammlungen wurde vollständig zerstört.
Die Nachkriegszeit
Im Herbst 1944, also längere Zeit vor der bedingungslosen Kapitulation vom 8. Mai 1945, gab es bereits eine sog. „Weiße Liste“ der amerikanischen Siegermacht, in der tragende Persönlichkeiten für eine demokratische Nachkriegszeit verzeichnet waren. Leo Weismantel erschien darin als potenzieller Unterrichts- und Kultusminister. Er lehnte das Amt nach dem Krieg aber ab. Stattdessen beauftragte ihn die Militärregierung als Schulrat im Bezirk Gemünden am Main mit dem Dienstsitz in Obersinn ab Oktober 1945. Dafür wurden ihm von der Militärregierung Räume mit Wohnung in seinem Elternhaus (damals Hs. Nr. 71) zugewiesen. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Schulen wieder geöffnet, zunächst die Volksschule. Weismantel versuchte eine Erneuerung des schulischen Lebens auf der Grundlage der von ihm begründeten „Schule der Volkschaft“. Er kritisierte die wieder neu in Kraft gesetzte bayerische Lehrordnung von 1926, polemisierte gegen die neu erscheinenden Lesebücher, äußerte sich gegen die Konfessionsschule und verlangte einen pädagogischen Kongress, auf dem sich das Bayerische Kultusministerium öffentlich all seinen Fragen stellen sollte. Er knüpfte an alte Forderungen aus seiner Zeit als Landtagsabgeordneter an. Seine Kritik im Nachkriegsjahr 1946 veranlasste das Bayerische Kultusministerium zu seiner Entlassung: „Ein möglichst baldiges Ausscheiden aus der Tätigkeit des Bezirksschulrates und Lehrerbildners ist ins Auge zu fassen, da sich der Mangel an Fähigkeiten des Weismantel, sich Behörden unterzuordnen, als störend auswirkt“. (In diesem Zusammenhang siehe auch den Artikel „Zum Fall Weismantel“. In: „Die Neue Zeitung“, München, 21.02.1947).
Leo Weismantel blieb in seinem Elternhaus, das eigentlich ein Doppelhaus ist, in der Hauptstraße von Obersinn wohnen. Sein Arbeitszimmer befand sich in der zweiten, hohen Haushälfte. Von dort schaute er oft gegen Westen auf den Brunnberg, wo sich noch heute unter zwei Kastanienbäumen eine Kreuzigungsgruppe befindet. Mit diesem dort am Sandsteinkreuz hängenden Herrgott hielt er vom Arbeitszimmer aus oft Zwiesprache.
Im Jahr 1947 hatte das Land Hessen Nachholbedarf an der Ausbildung von Lehrern, die es aus jungen Lehrkräften, so genannten „Schulhelfern“ heranzubilden galt. Hessen richtete für die Volksschul-Lehrerausbildung in Fulda ein „Pädagogisches Institut“ ein und holte als dessen Leiter Leo Weismantel nach Fulda, ausgestattet mit einer Professur für Kunsterziehung und Deutsch. Weismantel pendelte zwischen Obersinn und Fulda. Sein Chauffeur in dieser Zeit war der Obersinner Alfred Dill Senior. Vom 27.11. bis 03.12.1949 initiierte und organisierte Weismantel in Fulda mit Unterstützung des Hessischen Kultusministers einen „Kunstpädagogischen Kongress“. Eingeladen waren Lehrer und Erzieher aller Schularten, aller damals erkennbaren pädagogischen Richtungen, vom Kindergarten bis zum Hochschullehrer. Der Kongress hatte internationales Gepräge und wurde von rund 1200 Teilnehmern besucht.
In seiner Fuldaer Zeit entstand nach 1949 das über vierzig Jahre von Leo Weismantel entwickelte Lesewerk „Der Rosengarten“, das in den Jahren 1950 bis 1954 in der Hessischen Lesebuchstiftung erschienen ist, und vornehmlich in hessischen Schulen eingesetzt wurde. Weismantel wirkte in Fulda bis zur Auflösung des Pädagogischen Institutes am 30.06.1951.
Während seiner Wirkungszeit in Fulda stand am 10.06.1948 der 60. Geburtstag von Leo Weismantel an. Aus Anlass seines runden Geburtstages ernannte ihn seine Heimatgemeinde Obersinn zu ihrem Ehrenbürger. Es entstand auch ein Buch des Dankes zu des Dichters 60. Geburtstag mit mehreren Autoren, z.B. Rudolf Reuter, unter dem Titel „Leo Weismantel, Leben und Werk“. Die Berufung in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt im Jahre 1949 würdigte Weismantels Leistung als Schriftsteller auch für eine breitere Öffentlichkeit anerkennend. 1950 wurde er Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
Etwas später ernannte ihn die Freiwillige Feuerwehr Obersinn, deren Gründer Leo Weismantels Vater August gewesen war, zu ihrem Ehrenvorsitzenden.
Politische Vorstellungen, Isolation und Anerkennung in der DDR
Die reformpädagogischen Themen, denen er sich nach seiner Fuldaer Zeit wieder zugewandt hatte, fanden aber fortan keine Beachtung beim Wiederaufbau des Bildungswesens im Nachkriegs-Deutschland. Die pädagogische und literarische Richtung von Weismantels Werk wollte ganz einfach nicht mehr zu den damals in der Bundesrepublik kulturell vorherrschenden Linien passen.
Und auch der politische Mensch Weismantel hatte sich aus dem unermesslichen Leid des Zweiten Weltkrieges eine radikale Umkehr, eine Abwendung von jeglicher Machtpolitik erhofft. So hatte er durchaus eine politische Vision: Nämlich ein demokratisches Gesamteuropa und eine welteinheitliche Friedensorganisation. Die Folge war, dass sich der im Grunde konservative Katholik Leo Weismantel gegen die seinerzeitige Politik der christlichen Parteien CDU/CSU wandte.
Gegen die vorgesehene Wiederbewaffnung und die atomare Aufrüstung eiferte er mit allen Argumenten. Es müsse gelingen „die soziale Frage für alle Völker der Erde zu lösen und alle Völker der Erde von der Geißel der gegenseitigen Zerfleischung zu erlösen.“ Und er mahnte zur Verständigung auch mit der damaligen DDR und UdSSR.
Die weltpolitischen Verhältnisse waren aber damals so, dass zwischen Ost und West der „Kalte Krieg“ herrschte, in der die beiden deutschen Staaten quasi eine Frontstellung einnahmen. So war es nicht verwunderlich, dass Weismantels Widerstand gegen die Atmosphäre eines hysterischen Antikommunismus in der damaligen breiten Öffentlichkeit ganz einfach auf Unverständnis stieß.
So begann für Weismantel ein bitterer Weg. Er wurde angefeindet und man begann, ihn zu isolieren. Sein Werk wurde kaum noch beachtet, nur wenige Bücher erschienen.
1953 nahm er (wahrscheinlich aufgrund der immer noch bestehenden Beziehung zu Joseph Wirth) Kontakt zur DDR auf, und wurde am 04.07.1954 Teilnehmer an einem gesamtdeutschen Dichtertreffen auf der Wartburg. Das Treffen stand unter dem Motto „Vom Brückenschlag des Wortes“. Er unterschrieb dort mit anderen eine Entschließung, in der es neben dem „Bekenntnis zur Einheit unseres Vaterlandes“ hieß: „Wir erwarten, dass auch unsere Regierungen den Austausch der Bücher und die freie Begegnung aller geistigen Kräfte fördern“. Im gleichen Jahr nahm er im November an der „Begegnung der Geistesschaffenden für eine Verständigung der Deutschen untereinander“ in Ost-Berlin teil.
Auch wenn man Leo Weismantel lautere Absichten für eine Überwindung der deutschen Spaltung, Brücken der Kommunikation bauen zu wollen, zu Gute halten mag: In Westdeutschland wurde sein Schritt anders gesehen. Die lokale Presse berichtete über die Teilnahme und schürte antikommunistische Ressentiments. Der Würzburger Oberbürgermeister lud ihn als Festredner zur 150-Jahr-Feier des Würzburger Theaters im Dezember 1954 kurzerhand aus. Verlage wie Herder oder Sebaldus legten seine Titel nicht mehr auf.
Im Jahr darauf übertrug er die Verlagsrechte an seinen Romanen dem Ost-Berliner Union Verlag und vermachte seinen literarischen Nachlass der Akademie der Künste der DDR.
Im August 1956 lud man ihn als „Persönlichkeit der Vätergeneration“ zum Mitglied des Internationalen Vorbereitenden Komitees der VI. Weltfestspiele der Jugend und Studenten für Frieden und Freundschaft, die im Juli/August 1957 in Moskau stattfanden, ein. Er übernahm.
Nach dem August 1956, jetzt 68jährig, siedelte Leo Weismantel von Obersinn nach Jugenheim bei Darmstadt in die Jahnstraße 16 über, wo seine Tochter 1951 vom Pädagogischen Institut Fulda an das gleichnamige Institut in Darmstadt versetzt worden und dort Professorin für Werkerziehung war. Hier widmete er sich politischen Schriften zur Tagespolitik.
Gleichzeitig hatte er sich 1956 – allerdings ohne Erfolg – um die Stelle eines Intendanten beim Bayerischen Rundfunk beworben.
Als er schließlich 1957 trotz Warnungen der Behörden als Mitglied des vorbereitenden Komitees an den Weltfestspielen der Jugend in Moskau teilnahm, war der Aufschrei, vornehmlich in der katholischen Presse, besonders groß, die ihn nebst anderer Ausdrücke unter anderem als „kommunistenhörig“ bezeichnete. Schließlich eröffnete die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wegen der Moskaureise einiger Bundesbürger auch ein Verfahren gegen Leo Weismantel. Daher sperrte man ihm zeitweise sogar sein Konto. (Anmerkung: Leo Weismantel hat dann in der von ihm in Jugenheim gegründeten „Weltkreis Verlags GmbH“ diesen wellenschlagenden Moskaubesuch in seinem 1959 erschienenen Buch „Tagebuch einer skandalösen Reise“ veröffentlicht.)
Weismantel wehrte sich, und schrieb zu den Bundestagswahlen 1957 seine acht, in vielen Publikationen abgedruckten „Offenen Briefe an einen Bundestagsabgeordneten“.
Trotz alledem erhielt er 1958 in Nürnberg die „Willi Pirkheimer Medaille“. Auf der Heimfahrt von Nürnberg wurde er bei einem Autounfall mit einem amerikanischen Militärfahrzeug schwer verletzt.
Nur teilweise genesen, konnte er im Juni 1958 in Jugenheim seinen 70. Geburtstag feiern, wo auch eine Delegation aus Kommune und Vereinen von Obersinn nach Jugenheim gereist war, um ihn zu beglückwünschen.
Im gleichen Jahr hatte Weismantel getextet: „Pädagoge in Deutschland. Bericht eines Siebzigjährigen zwischen den Mühlsteinen der Gnade und des Fluchs.“
Leo Weismantel besuchte 1961 den „V. Deutschen Schriftstellerkongress“ in Ostberlin und begann in Jugenheim eine Novelle aus seinen Lebenserinnerungen, Titel: „Deutschland – Land ohne Hoffnung“.
Aus Anlass seines 75. Geburtstages im Jahr 1963 erhielt Leo Weismantel die Ehrendoktorwürde der Ost-Berliner Humboldt Universität.
Tod und Nachruf
Am 30.08.1964 wollte es das Schicksal, dass er zum letzten Mal in Obersinn, seinem Heimatort, öffentlich auftrat. Er sprach an diesem Tag als Ehrengast im Rahmen der Einweihungsfeier des Denkmals der drei Jungfrauen an der Obersinner Reithbrücke und erzählte zum letzten Mal die Sage vom „Schloß in der Sünfte.“ (siehe auch: Das Schloß in der Sünfte) Nur 17 Tage später, am 16.09.1964 verstarb er in Rodalben in der Pfalz an einem Herzinfarkt. Sein Familiengrab befindet sich auf dem Jugenheimer Friedhof.
Monsignore Max Rösler, der neben seinem Priesterberuf auch Chefredakteur des „Fränkischen Volksblattes“ war, schrieb 1966 in seinem Nachruf: „[…] Er aber, der an der Treue zur Heimat so wenig einen Zweifel aufkommen ließ wie an seiner Treue zur katholischen Kirche – obwohl er beide hart, ja zuweilen sogar ungerecht attackierte – hat beider Dank in einem Maße verdient, das Verständnis und wo nötig – Versöhnung erfordert. Wenn er zuweilen auch maßlos war in seinen Vorwürfen, konnten unbefangene Leser doch kaum überhören, dass hier eine Liebe sprach, die sich wohl verkannt, verletzt, manchmal verfolgt glaubte, die dennoch aber Liebe blieb.“
„DEUS CARITAS EST“ (Übersetzt = Gott ist die Liebe),
so lautet denn auch die Inschrift auf der im Jahr 1950 gegossenen Glocke, welche die Familie Leo Weismantel ihrer Heimatgemeinde Obersinn stiftete. Es ist die mittlere der jetzigen drei Glocken im Glockenturm der Obersinner Pfarrkirche St Jakobus und sorgt dafür, dass man in Obersinn weiß, „was die Stunde geschlagen hat“. Sie ruft mit zum Gottesdienst, und läutet auch beim Tod eines Gemeindemitgliedes mit.
Das Kreuz am Hartberg, das in Erwartung seiner Geburt errichtet wurde, blickt heute von dort auf eine veränderte Welt. Das Kreuz blickt auch auf Obersinn, das nicht mehr das armselige „Alte Dorf Sparbrot“ aus dem 19. Jahrhundert geblieben ist, wie es Leo Weismantel es einst beschrieb. Obersinn ist heute eine schmucke Marktgemeinde. In der Dorfmitte passt aber etwas nicht so recht ins Bild: Es ist das Vaterhaus von Leo Weismantel, sein Geburtshaus. Derzeit in privater Hand, steht es seit einigen Jahren leer und ist in einem desolaten Zustand. Vielleicht lässt sich für dieses „unwürdige Denkmal“ eine entsprechende Lösung finden, für den Markt Obersinn allein allerdings eine unmöglich zu stemmende Aufgabe.
Das Gesamtwerk
Leo Weismantel wurde 76 Jahre alt. Ein Jahr vor seinem Tod zählte man rund 130 (!) veröffentlichte Titel und 22 Manuskripte. In einem großen gotischen Schrank in seinem Arbeitszimmer – zuletzt in Jugenheim – befand sich in fünf großen Fächern das Lebenswerk von Leo Weismantel, die er als die fünf Felder seines Lebens bezeichnete:
- Die Rhönromane und Erzählungen,
- die religiösen Bücher,
- die Künstlerromane,
- die Bühnendichtungen und schließlich
- sein pädagogisches und politisches Schrifttum.
Dazu ein Bekenntnis, dass ihn „in Wahrheit nur eines ein ganzes Leben lang beschäftigt habe: Das Gesicht der heranrollenden Katastrophe der Menschheit in allen Phasen und das verzweifelte Bemühen, sich in die Schar der Kämpfer einzureihen, die der tödlichen Avantgarde des Todes sich entgegenstellt“.
Sein literarischer Nachlass befindet sich heute im Literaturarchiv der Akademie der Künste in Berlin.
Leo Weismantel war Zeit seines Lebens überaus aktiv und vielseitig, vorausschauend und gegen die Zeittendenzen misstrauisch. Er hatte die Charaktereigenschaft einer gewissen „Obersinner Dick-Köpfigkeit“, war unerschrocken und streitbar. Das machte ihn naturgemäß für manche seiner Zeitgenossen unbequem.
Im Jahr 1982, 18 Jahre nach seinem Tod, wurde die Leo-Weismantel-Gesellschaft gegründet, deren Anliegen es war, sein Lebenswerk zu pflegen und sein Gedankengut den geistigen Auseinandersetzungen der Gegenwart dienstbar zu machen. Die Gesellschaft hatte leider nur 11 Jahre Bestand und löste sich 1993 nach dem plötzlichen Tod ihrer Initiatorin und langjährigen Vorsitzenden Prof. Dr. Gertrud Weismantel (Anmerkung: der Tochter von Leo Weismantel) aufgrund einer komplizierten Rechtslage des Weismantel‘schen Nachlasses auf. Aber nach wie vor bleiben Schulen und Straßen nach Leo Weismantel benannt, so taucht zumindest immer wieder einmal sein Name auf.
Es ist mit ein Verdienst seiner Heimatgemeinde Markt Obersinn, wo man sich heute redlich bemüht, sein literarisches Werk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Autor: Gundolf Weismantel, Obersinn im Juli 2010
Fotos: Leo-Weismantel-Gesellschaft
N A C H W O R T von Gundolf Weismantel
Der Verfasser des vorangestellten Beitrages über Leo Weismantel war Gründungsmitglied der Leo Weismantel – Gesellschaft e.V. von 1982, deren Anliegen es war, das Lebenswerk von Leo Weismantel sozusagen aus der Versenkung zu holen. Dies ist ihr auch gelungen, bis sie sich leider aufgrund widriger Umstände nach 11 Jahren auflösen musste.
Da der Verfasser dem Grundgedanken der Gesellschaft verbunden geblieben ist, und dazu die persönliche Meinung vertritt, dass man Leo Weismantel – zumindest teilweise – verkannt hat, soll der etwas umfangreichere Beitrag mit etwas Hintergrund zur Enttabuisierung der Gestalt und des Werkes von Leo Weismantel beitragen.
Die Ehrungen, die Leo Weismantel zuteil wurden, sprechen sowieso eine eigene Sprache: Beispielsweise 1921 Ehrenvolle Erwähnung der Kleist-Preis-Stiftung, 1922 Fastenrath-Preis der Stadt Köln, 1948 Ehrenbürger von Obersinn, 1958 Willi Pirckheimer Medaille, 1963 Carl von Ossietzky Medaille, 1963 Max Dauthendey Plakette,1963 Ehrendoktorwürde Humboldt Universität. Berlin.
Durch sein weitgespanntes literarisches Werk hat er sich auch als ein wesentlicher Vertreter der christlich geprägten Literatur ausgewiesen. Übersetzungen erfolgten in England, den Niederlanden, der Tschechoslowakei, den USA und in Japan.
Eine handschriftliche Widmung von Leo Weismantel in seinem Buch „Dill Riemenschneider“ aus dem Jahr 1937, in der NS-Zeit also, lautet : „Dienst an der Kunst ist Dienst am Ewigen“.
Literaturhinweise:
BÜHL Wolfgang | LEO WEISMANTEL 1888-1964 von Werner Weismantel; Fränkische Klassiker, Verlag Nürnberger Presse 1971. |
GERTH Franz | Im Zeugenstand der Zeit. Leo Weismantel; Union Verlag Berlin 1968. |
IROS Ernst | Leo Weismantel der Dichter und Kulturpolitiker; Psychokosmos Verlag München 1929. |
KLÖNNE Arno | Leo Weismantel – Ein fränkischer Poet und Pädagoge. Sonderdruck aus dem Mainfränkischen Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Band 37/1985. |
LEO WEISMANTEL | Leben und Werk, ein Buch des Dankes; Verlag Albert Nauck & Co Berlin 1948
LEO WEISMANTEL GESELLSCHAFT e.V. Hrsg.: Aber die Schleichenden, die mag Gott nicht. Festschrift zum 100. Geburtstag von Leo Weismantel; Verlag Peter Lang Frankfurt 1988. |
RECH Peter | Leo Weismantel Kunstpädagoge; Sonderdruck aus „Aber die Schleichenden ….. „ Verlag Peter Lang Frankfurt 1988. |
WEISMANTEL Leo | Das Haus Herkommer; Sebaldusverlag Nürnberg 1932. |
Derselbe | Mein Leben; Junker und Dünnhaupt Verlag Berlin 1936. |
Derselbe | Tagebuch einer skandalösen Reise; Weltkreis Verlags-GmbH Jugenheim an der Bergstraße 1959. |
Derselbe | Das werdende Zeitalter, Lebenserinnerungen 1888-1914; Weltkreisverlag Frankfurt (Main) 1963. |
Diverse Zeitungsartikel und Zeitungsbeilagen u.a. aus folgenden Zeitschriften: |
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Internetveröffentlichungen. Eigene Recherchen des Verfassers. |