Diese fototechnische Aufnahme aus der Region, in der nun unser Digitalprojekt Heimathub aktiv werden darf, stammt vom Miltenberger Maler, Zeichner und Fotograf Philipp Wirth (1808-1878). Es ist sicher eine der ältesten fototechnischen Abbildungen aus unserer Gegend und sie dürfte etwa aus der Zeit der Deutschen Revolution 1848/1849 stammen. Vielleicht gelingt es zum denkbaren 175. Entstehungsjahr den Ort der Aufnahme herauszufinden? Ihr Wissen ist gefragt! So grundsätzlich neu wie damals die Möglichkeiten der Fotografie ist die digitale Welt nicht mehr ganz, aber erst jetzt bieten sich für unsere Region vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung. Wer kann hier zur Aufklärung beitragen?
Das Archiv des Foto-Clubs Miltenberg verwahrt dieses einzigartige Dokument. Es handelt sich um eine sogenannte Kalotypie, ein um 1835 von William Henry Fox Talbot (1800–1877) erfundenes und 1841 patentiertes Aufnahmeverfahren der Fotografie, das erstmals die Möglichkeit bot beliebig viele Kontaktabzüge von einem Negativ zu erzeugen. Die Aufnahmen konnten in kleineren Kameras auf mit lichtempfindlichem Silberjodid beschichteten Papierstücken gemacht werden. Anschließend wurden sie entwickelt und konnten vervielfältigt werden. Diese Möglichkeit bot den entscheidenden Fortschritt gegenüber der bekanntere Daguerreotypie, bei der nur ein Exemplar gefertigt werden konnte.
Der Miltenberger Philipp Wirth, der als Maler und Zeichner in Würzburg, anschließend in München bei Peter Cornelius und noch in Wien bei Friedrich von Amerling ausgebildet wurde, hatte bereits in jungen Jahren eine beeindruckende Künstlerkarriere gemacht. Er war in den europäischen Künstlermetropolen wie London und in den Jahren 1843-1844 auch in Paris aktiv. Es ist denkbar, dass er dort die Technik der Kalotypie kennengelernt hat. Belegt ist, dass er sich 1845 in seiner Heimatstadt Miltenberg niederließ und 1848 mit der Fotografie begann. Im nächsten Jahr eröffnete er mit seinem Bruder Franz Joseph Wirth ein eigenes Atelier für Portraitfotografie. Nach zwei Jahren mussten die Brüder wohl wieder schließen, jedoch sind aus dieser Zeit noch 14 Portraits erhalten, die im Atelier der Gebrüder Wirth angefertigt wurden. Ihr Atelier war in der Region das einzige neben dem des Erfurters Hase in Würzburg (eröffnet 1849) und dem des Lithografen F.C. Vogel und des Jacob Seib in Frankfurt, dem wir die Portraits der Abgeordneten der Nationalversammlung von 1848 und Arthur Schopenhauers verdanken. Die Brüder Wirth boten in Miltenberg nachträglich von ihnen kolorierte Kalotypien an. Sie können für unsere Region als Pioniere angesehen werden, denn erst in der Folge eröffneten sukzessive weitere Fotoateliers.
Eine Fotografie von Edgar Degas? Nicht ganz – dies ist eine Kalotypie des entschlossen wirkenden, damals etwa vierzigjährigen Künstlers und Fotografen Phillipp Wirth.
Auch dies ist natürlich nicht Abraham Lincoln, sondern der etwa 75jährige Michael Joseph Wirth – Miltenberger Ratsschultheiß, Chronist und Hutmacher – Vater der beiden Künstlerpioniere (1775-1864).
Eine seiner Aufnahmen fällt aus der Reihe. Sie zeigt kein Portrait, sondern eine städtische Szenerie mit Häuserreihen und zwei Staffagefiguren. Sie ähnelt in der Komposition denjenigen, die William Henry Fox Talbot zu Werbezwecken angefertigt hatte. Es ist jedoch bis heute nicht gelungen den Aufnahmeort zu identifizieren. Hier kommt das partizipative Element der Plattform Heimathub zum Tragen, denn Sie als Leser: innen und Beiträger: innen kennen vielleicht die Lösung!
Gerne können Sie Ihre Ideen und Mutmaßungen mit einem Vergleichsfoto und möglichst aus der gleichen Perspektive unter gemuenden@heimathub.de oder spessartmuseum@Lramsp.de einsenden.
Für die Bereitstellung der Informationen und der Abbildungen besten Dank an das Spessartmuseum Lohr!