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Von der Schweinesuhle zum Erlebnisbad – Die Geschichte des Goldbacher Waldschwimmbades

Bereits in den 20er Jahren gab es erste Gedanken, in Goldbach ein Schwimmbad zu errichten. Aufgrund der Wirtschaftskrise mit ihren katastrophalen Folgen musste das Projekt 1930 aber vorerst wieder gestoppt werden. Doch bereits zwei Jahre später, die Arbeitslosigkeit erreichte ihren Höhepunkt, wurde der Gedanke, ein Schwimmbad zu bauen, neu aufgenommen.
Doch auch nach einer Ortsbesichtigung lag das Projekt Schwimmbad wohl wieder für drei Jahre auf Eis, obwohl nach der Machtergreifung Hitlers 1933 dem Projekt durch den damaligen Bürgermeister Fleckenstein wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Für Bürgermeister Fritz Fleckenstein gehörte der Schwimmbadbau neben anderen gemeinschaftlichen Arbeiten zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Später sollte das Bad als große Leistung des Nationalsozialismus dargestellt werden. Um sein Vorhaben verwirklichen zu können, hatte Fleckenstein die Volk-, Not- und Tatgemeinschaft mitgegründet. Durch die monatlichen Beiträge des bis 1936 auf fast 1.000 Mitglieder angewachsenen Vereins sowie durch Sammlungen wurde die Finanzierung erleichtert. Neben den finanziellen Beihilfen wurde von den Mitgliedern auch die tatkräftige Mithilfe in Form von Arbeitsstunden gefordert. Alle Mitglieder hatten ein Heft erhalten, in die ihre finanziellen Beiträge sowie die Dienstleistungen eingetragen wurden. Zum Dank erhielten sie dann nach Fertigstellung des Bades freien Eintritt.
Tatsächlich begannen im Februar 1936 die Arbeiten am sogenannten „Bildbaum“ in der Gemarkung „Sairuh“, wo früher Schweine in der Senke zum baden getrieben wurden. Der erste Bauabschnitt war im Mai 1936 beendet. Schon 1936 wurde die Wirtschaftskonzession an die Bäckerei Weißkopf vergeben. Auch machte sich der Bürgermeister lange vor Eröffnung des Bades Gedanken über die Ordnung im Bad und forderte die Gemeinderäte darum in einer Sitzung auf, im Schwimmbad – als Ordnungsleute zu wirken.
Am 29. Mai 1938 war es dann endlich so weit: Das Schwimmbad wurde eröffnet.
Das schönste Bad Mainfrankens – wie es in der Zeitung am 19. Juni 1938 genannt wurde – hatte 25.000 Mark an Materialkosten verschlungen, das war ungefähr das Fünffache, was ein Siedlungshaus kostete. Die Fa. Sittinger hatte davon knapp 15.000,- RM für ihre Leistungen erhalten. Im ganzen war eine Schwimmbadanlage im Wert von ca. 100.000 Mark entstanden. Auf 75.000 Mark wurden also die freiwilligen Arbeitsleistungen der Goldbacher geschätzt.

Die Freude über das neue Schwimmbad wurde in Goldbach aber nicht von allen geteilt. Hatte sich Pfarrer Weidenbörner schon bei der Planung gegen das Schwimmbad ausgesprochen, so fühlte sich Pfarrer Fries verpflichtet, die Jugend und die Erwachsenen aufzufordern, das Waldschwimmbad nicht zu besuchen. Der Streit um die Sittlichkeit einer solchen Anstalt sollte bis in die 50er Jahre hinein dauern, denn noch lange nach dem Krieg wurden Anträge an den Gemeinderat gerichtet, das Bad nach Geschlechtern getrennt zu öffnen, also Damen- Herren- und auch mal Familienbadetage einzurichten. 1950 mußte die Gemeinde das Bad mit einem Kostenaufwand von 70.000,- DM renovieren, weil das Becken undicht geworden war und zusammenzubrechen drohte. Doch bis in die sechziger Jahre hinein blieb das Waldschwimmbad auf dem technischen Stand von 1938, was bedeutete, daß man versuchte, die Wasserqualität durch ständigen Zulauf von Frischwasser aus dem Vorwärmbecken auf einem erträglichen Stand zu halten. Doch wenn in der Badesaison 1959 40.000 Personen das Bad besucht hatten, blieb sicher einiges an der Qualität zu wünschen übrig. Gegen die rein optische Trübung hatte die Gemeinde 1959 ein Entschlammungsgerät gekauft. Morgens, bei stillem Wetter, wenn sich der Schlamm am Boden des Beckens abgesetzt hatte, saugte der Bademeister mit diesem „Schlammsauger“ die Sinkstoffe vom Boden. Daneben hatte die Gemeinde 1961 ein Wirtschaftsgebäude sowie moderne Toilettenanlagen errichten lassen. Ein bißchen frische Farbe für die Bänke – und schon konnte das Bad Pfingsten 1961 seinen 25. Geburtstag feiern. Doch bei all der Freude über ein Bad in Goldbach darf nicht vergessen werden, daß es immer ein Zuschußbetrieb war. Jährlich mußten Ausbesserungen und Erneuerungen vorgenommen werden, die durch die Eintrittspreise nicht erwirtschaftet werden konnten.

1962 zahlten erwachsene Besucher 40 Pf. und Jugendliche 20 Pf. Eintritt. Dauerkarten pro Saison kosteten für Jugendliche 5,- DM und 10,- DM für Erwachsene. 1963 erhielt das Bad in Form einer Minigolfanlage eine zusätzliche Attraktion. Sie war die erste Anlage in der nähere Umgebung.

Am Ende der 60er Jahre beschloß der Gemeinderat, das Bad durch Erweiterungsbauten neu zu gestalten. Gleichzeitig sollte es dem neuen Standard der Bäder angeglichen werden. Eine Umwälz­und Heizungsanlage wurden notwendig, um einen modernen, von der Witterung unabhängigen Badebetrieb zu ermöglichen. Planung und Bauleitung lagen in der Hand von Baureferent. Helmut Rachor.

Am 13. 6. 1970 wurden dann die neu geschaffenen Anlagen eingeweiht. 620.000,- DM hatte diese notwendig gewordene Investition gekostet. Aus diesem Grunde sah sich der Gemeinderat gezwungen, wenigstens einen geringen Teil der laufenden Kosten durch die Eintrittspreise abzudecken. Von nun an zahlten Kinder 60 Pf, Erwachsene 1,20 DM. Die Jahreskarte wurde von 8,- DM auf 20,- DM angehoben, für Kinder und Schüler kostete sie von nun an 10,- DM.
Dieses Bad hatte über Jahrzehnte zum Wohnwert der Gemeinde beigetragen. Nun mußte es dringend saniert werden. Die Schließung drohte 1989, weil das Bad nicht mehr den gestiegenen Anforderungen entsprach. Die Wasserqualität mußte verbessert und der Wasserverlust verringert werden. Man schätzte die Kosten auf drei Millionen DM. Doch trotz der hohen Kosten entschied sich der Gemeinderat, die beliebte Freizeit- und Sportstätte zu erhalten.
Die Generalsanierung begann nach der Badesaison 1989. Es wurde das Becken weitgehend abgebrochen und durch neue Stahlbetonwände ersetzt.
Die gesamte Wasseraufbereitungstechnik wurde erneuert und es wurde eine 74 m lange Wasserrutsche installiert. Weiterhin wurden Sitz- und Liegestufen errichtet sowie die ganze Außenanlage neu gestaltet. Am Tag der Wiedereröffnung – 6. Juli 1991 – zeigte sich im Kinderbecken ein größerer Bruch im Auskleidungsmaterial, der durch eine Unterwanderung des einströmenden Becken­wassers verursacht worden war. Daraufhin wurde das Kinderbecken noch am Eröffnungstag gesperrt. Gleichzeitig ergab sich ein ähnlicher Schaden im Schwimmerbecken, der dann zur Schließung des Bades führte.
Für die örtliche Presse lieferte dieser Schaden, der zur Verzögerung der Badesaison geführt hatte, eine willkommene Story im „Sommerloch“. Im Sommer 1994 wurde die Technik des Schwimmbades durch die Installierung einer Solaranlage zur Erwärmung des Wassers umweltfreundlich gestaltet.

Am 21. Mai 2022 wurde das Waldschwimmbad nach über 2 Jahren Umbauzeit und einem Kostenvolumen von rund 11 Millionen Euro wieder eröffnet und bietet nun Badespaß auf dem neuesten Stand der Technik. Das große Mehrzweckbecken wurde aufgeteilt in einen Schwimmerbereich und einen separierten Sprungbereich mit einer 5mPlattform. Der 200 qm große Nichtschwimmerbereich verfügt nun über Massagedüsen und eine Blubberbucht. Eine neue Wellenrutsche wurde installiert sowie die 70m lange Riesenrutsche erneuert und mit einer Geschwindigkeitsanzeige ausgestattet. Auf die ganz jungen Badegäste wartet ein eigener Bereich, bestehend aus einem Planschbecken mit Kletterberg, einem Wasserspielplatz und einem Sonnensegel.

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