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Das Koloseus-Denkmal in Großheubach und der Bezug zur Familie Koloseus in Aschaffenburg

Oberhalb des Klosters Engelberg in Großheubach steht das Denkmal von Hermann Koloseus. Es zeigt einen sterbenden römischen Soldaten, der von einem Engel gestützt wird. Hermann Koloseus war Soldat im 1. Weltkrieg und fiel am 20. Mai 1918 in Nieppe, Belgien, mit nur 20 Jahren!

Wann es errichtet wurde, ist nicht ganz geklärt. Pater Willibald Karfreitag erwähnt in seiner Schrift von 1926 nur, dass es besteht, aber nicht, wann es errichtet wurde.

Hermann Koloseus? Hat er nicht etwas mit der Herdfabrik Koloseus in Aschaffenburg zu tun? – Ja, hat er. Dazu machen wir einen Schwenk zur Geschichte der Herdfabrik Koloseus. Gegründet wurde sie am 27. Juni 1877 von Hermann Koloseus (1852-1911). Anfangs befand sich der Schlosserbetrieb im Haus „A 147“ (Dalbergstraße 46). 1883 siedelte Hermann Koloseus in die Badergasse 20 um. Inzwischen hatte sich der Betrieb so vergrößert, dass Koloseus ein Gelände vor den Toren der Altstadt und in der Nähe des Bahnhofs erwarb und 1885 mit dem Betrieb dorthin ziehen konnte. Die Firma Koloseus hatte sich auf Herde spezialisiert.

Dort waren stets etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt. 1898 konnte sogar ein Zweigwerk in Wels (Österreich) eröffnet werden.

Der Firmengründer Hermann Koloseus verstarb mit nur 58 Jahren am 14. August 1911. Sein Schwiegersohn Paul Waßmann und seine Tochter Elisabeth führten den Betrieb bis in die 1930er Jahre weiter. Ab dem 1. Juli 1938 übernahm eine Familiengemeinschaft als OHG das Unternehmen. Trotz der großen Fliegerschäden im 2. Weltkrieg wurde die Fabrik nach dem Krieg wiederaufgebaut. Das Ende kam durch die zunehmende Konkurrenz in den 1950er Jahren. Das Amtsgericht Aschaffenburg erklärte die Gesellschaft 1962 als aufgelöst.

Bereits 1958 hatte die Zeitung „Main-Echo“ das Gelände und die Gebäude erworben und richtete dort den Druckereibetrieb ein. Bis Mitte der 1990er Jahre befand sich das Unternehmen dort, danach zog es in die Weichertstraße 22. In der Goldbacher Straße 27 wurde nach dem Auszug innerhalb weniger Monate ein neuer Gebäudekomplex errichtet und am 24. November 1997 eröffnet: Das KINOPOLIS.

Zurück zu Hermann Koloseus: Er war der jüngste Sohn der Familie und Soldat im 1. Weltkrieg. Er fiel relativ spät – im letzten Kriegsjahr 1918 – in Nieppe, Belgien. Begraben ist er auf dem nicht weit entfernten Soldatenfriedhof in Illies, Frankreich.

Damit hat Hermann Koloseus gleich drei Gedenkstätten: Das Denkmal in Großheubach, der Grabstein auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof und das Soldatengrab in Frankreich.

Warum steht ausgerechnet in Großheubach sein Denkmal? – Ich vermute, dass die Familie gerne zum Wandern auf den Engelberg nach Großheubach kam. Vielleicht hatten es ihm – und der ganzen Familie – das Kloster Engelberg und die dortigen Wandermöglichkeiten angetan.

 

Quellen:

Ulrike Klotz: Die „Aschaffenburger Herdfabrik und Eisengiesserei H. Koloseus“, in: Aschaffenburger Jahrbuch 22 (2002), S. 285-296

Pater Willibald Karfreitag: Geschichte und Beschreibung vom Engelberg, Bamberg 1926, S. 29.

Abbildungen:

Geschäftseröffnung: Obiger Beitrag, S. 287

Hermann Koloseus: Obiger Beitrag, S. 286

Briefkopf: Obiger Beitrag, S. 291

Fabrikarbeit: Obiger Beitrag, S. 294

Luftbild: Obiger Beitrag, S. 294

Fotos:

Koloseus-Denkmal in Großheubach: Julian Klotz, 2023

Koloseus-Denkmal in Großheubach: Inschrift, Julian Klotz, 2023

Grab von Hermann Koloseus 1: Matthias Klotz, 2022

Grab von Hermann Koloseus 2: Matthias Klotz, 2022

Koloseus-Herd im Museum Mömlingen: Matthias Klotz, 2019

Kinopolis, Goldbacher Straße 27, 1. Foto: Matthias Klotz, 2023

Kinopolis, Goldbacher Straße 27, 2. Foto: Matthias Klotz, 2023

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg (SSAA):

Karte: Koloseus-Herde mit Schloss: SSAA, Firmen 7, 2

Koloseus – Der Helfer jeder Hausfrau: SSAA, Firmen 7, 4

Karte mit heimkommendem Ehemann: SSAA, Firmen 7, 2

75 Jahre Koloseus: SSAA, Firmen 7, 3

Sterbeeintrag von Hermann Koloseus (+1918), in: SSAA, RegP 138, Sterbeeintrag Nr. 240/1918

Sterbeeintrag von Hermann Koloseus (+1911), in: SSAA, RegP 130, Sterbeeintrag Nr. 266/1911

Soldatenfriedhof in Illies, Frankreich:

https://www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online/detail/fab35741c7f98e4a05b83fd5479889c6

(aufgerufen am 10. April 2023)

Zu diesem Beitrag ist auch ein Film des Heimatkundlichen Treffs Großheubach erschienen, der auf YouTube abrufbar ist:

https://youtu.be/8wzrdRColfM

 

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