Am Sonntag, den 21. März 1880, hielt der bekannte Tierforscher Alfred Brehm (1829-1884) in Aschaffenburg einen Vortrag mit dem Titel „Meine Reise in Sibirien“ im Deutschhaussaal (heute Schloßgasse 8 und Bühnenbereich des Stadttheaters).
Alfred Brehm? – Ist das nicht der Verfasser von „Brehms Tierleben“? Ja! Den älteren von uns ist er noch ein Begriff. Brehm wurde am 2. Februar 1829 im thüringischen Renthendorf geboren und unternahm schon als 18-Jähriger mit einem befreundeten Mäzen von 1847-1852 eine fünfjährige Forschungsreise nach Afrika. Danach absolvierte er ein Studium der Naturwissenschaften in Jena. Nebenbei begann er Artikel für Fachzeitschriften zu verfassen und veröffentlichte 1854/55 das dreibändige Werk „Reiseskizzen aus Nordostafrika“.
Damit begann sein Aufstieg als Populärschriftsteller. Der Meyer-Verlag bot ihm die Herausgabe eines mehrbändigen Werks über die Tierwelt an. Das war die Geburtsstunde von „Brehms Tierleben“, das ursprünglich „Illustriertes Tierleben, eine allgemeine Kunde des Tierreiches“ hieß. Die ersten sechs Bände erschienen von 1863 bis 1869, in den Folgejahren erschienen vier weitere Bände.
Brehms Erfolgsgeheimnis war, dass er die Tierwelt anschaulicher und realer darstellte als seine Vorgänger. Er revolutionierte so die Tiergeschichtsschreibung, in dem er sie als „fühlende Geschöpfe“ und nicht als regungslose und ausgestopfte Wesen beschrieb.
Durch seine Erfolge konnte er sich weitere Forschungsreisen leisten oder bekam sie finanziert: Nach Spanien (1856-1858), Norwegen und Lappland (1860), Abessinien (heute Äthiopien und Eritrea, 1862-1863), Kroatien (1871), in das Riesengebirge (1874), nach Sibirien (1876) sowie nach Ungarn (1878-1879).
Von 1863 bis 1866 war er Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg (nicht Tierpark Hagenbeck) und von 1866 bis 1878 Direktor des „Berliner Aquariums“, einem überdachten Tiergarten. Immer wieder unternahm er auch Vortragsreisen, so auch nach Aschaffenburg. Die „Aschaffenburger Zeitung“ schrieb dazu:
„Der große Saal war in allen Plätzen gefüllt und mit gespannter Aufmerksamkeit folgte das Auditorium von Anfang bis zum Schluß der zweistündigen Rede. Wie Wenige versteht der geistvolle Naturforscher zu fesseln… Scherz und Ernst wechselten in bunter Mannigfaltigkeit.“
Alfred Brehm verstarb am 11. November 1884. Sein Werk wurde im Laufe der Jahre laufend korrigiert und aktualisiert. In Deutschland wurden bis 1963 neun verschiedene Ausgaben herausgegeben.
Quellen:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Aschaffenburger Zeitung 1880, Nr. 68 (19. März), S. 4; Nr. 69 (20. März), S. 2 und Nr. 70 (22. März), S. 2.
Thorsten Pöttger, Alfred Brehm und seine sprachgewaltigen Tierporträts, in: Good Times Kult! Nr. 10 (2/2014), S. 70-71.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Brehm, aufgerufen am 22. Februar 2021.
Foto der Briefmarke von 1984: Gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4439380