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Eisenwahn – Presseberichte

Eisenwahn

Presseberichte über die Eisenwahnfestivals 2005 bis 2013

Eisenwahn an der Eisenbahn 2005

Am ersten Juli-Wochenende 2005 konnte des zweite Eisenwahn-Festival starten. Rund 1.200 Heavy-Metal-Fans verwandelten dann an diesem Wochenende den Obersinner Ludwig-Zeller-Ring in ein Open-Air-Festivalgelände. Langhaarige, schwarz gekleidete „Schwermetaller“ pilgerten durch Obersinn, auf der Suche nach dem „Eisenwahn an der Eisenbahn“.

Der 18-jährige Organisator Karl Dill und Johannes Laudenbach hatten 20 Bands verschiedenster Metal-Stilrichtungen für die zweitägige Veranstaltung auf die Bühne in Obersinn geholt. Aus 17 Ländern hatten sie Bandbewerbungen über das Internet erhalten. 10.000 Euro mussten die Motorsportfreunde mit der Unter-stützung von Sponsoren für die Finanzierung des Festivals aufbringen. „Natürlich ist damit schon ein gewisses Risiko verbunden“, sagt Dill. Aber dank der Unterstützung durch Verein und Eltern, war er zuversichtlich, „sein“ Festival richtig aufzuziehen. Der Aufwand und das eingegangene Risiko scheinen sich gelohnt zu haben.

Zwar waren zum „Eisenwahn“-Auftakt mit der Gemündener Jugendband „Silent Cry“ am Freitag zunächst nur wenige Besucher gekommen; das änderte sich jedoch mit Anbruch der Dunkelheit. Das Wetter hielt und die „Metal-Fans“ drängten sich dicht vor der Bühne. Eine 50.000 Watt starke Soundanlage sorgte für einen entsprechend hohen Lautstärkepegel.

Die Umbaupausen zwischen den Auftritten nutzte das Motocross-Duo Marc Fischer und Hannes Ackermann für einige Freestyle-Einlagen auf der Cross-Strecke.

Den Headliner am Freitagabend bildete „Final Breath“ aus dem Raum Gemünden. Die vor allem bei Fans harter Musik bekannte Formation, die selbst jährlich in Gemünden ein Heavy-Metal-Festival an den Steinwiesen veranstaltet, gab Songs aus ihrem aktuellen Album „Let me be your Tank“ zum Besten.

Während „Fulltanked“ mit Ihrer „Aftershow-Party“ das Ende des ersten Festiva-ltages einläuteten, war für viele Festivalbesucher noch lange nicht Schluss. Sie verkrochen sich zum „geselligen Umtrunk“ ins Barzelt und an den Bierwagen. Viele hatten es zudem nicht weit zu ihrem Schlafplatz. Insgesamt etwa 300 „Schwermetaller“ nächtigten auf dem zugehörigen, unmittelbar an das Festivalgelände angrezenden Campingplatz.

Doch viel Zeit zum Schlafen blieb nicht, denn schließlich ging es am Samstag-morgen um 10.30 Uhr weiter. „Salvatation“ warf die noch übermüdeten Festival-besucher aus ihren Kojen. Auch heimische Bands spielten auf dem „Eisenwahn“-Festival. Mit „Ismael“ überzeugte am Nachmittag auch eine Band aus dem Sinngrund die Open-Air-Besucher.

Am Samstagabend bildeten die Ungarn von „Ektomorf“ den Höhepunkt des zweiten Festivaltages. Vorher lieferten jedoch die „Excrementory Grindfuckers“ eine recht ungewöhnliche Show ab. Bekannte Schlager, Oldies, aber auch Kinderlieder, wie „Hänschen klein“ adaptierten die Jungs zu Heavy-Metal-Songs. Der tobenden Menge gefiel’s.

„Ich bin zufrieden“, resümiert Karl Dill nach dem Festival mit einem Lächeln. „Ich hätte große Lust, wieder so ein Festival zu veranstalten“, so der 18-Jährige weiter. Zunächst müsse jedoch geklärt werden, ob die Kasse stimmt und der Verein auch noch ein drittes Mal als Veranstalter mitmacht. Dann steht Dill nichts mehr im Wege und der nächste „Eisenwahn“ kann anrollen.

Anmerkung: Text zum Festival 2005 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 10.07.2005, Bericht von Benjamin Plehn.

 

Eisenwahn 2006

Ein weiters Jahr ging dahin, und obgleich das Festival-Ergebnis 2005 nicht zufriedenstellend war, die Resonanz jedoch durchwegs positiv ausgefallen war, wurde von den Organisatoren beschlossen, es erneut zu versuchen. Deshalb wurde fleißig an einer weiteren Ausgabe von „Eisenwahn“ organisiert.

Am letzten Juli-Wochenende 2006 brach dann zum dritten Mal in Obersinn der „Eisenwahn“ aus. Die Motorsportfreunde veranstalteten auch in diesem Jahr unter diesem Titel ihr zweitägiges Heavy-Metal-Festival auf dem Ludwig-Zeller-Ring.

Die Entscheidung, mit einem Budget von 10.000 Euro nochmals ein Festival auf die Beine zu stellen, scheint sich gelohnt zu haben. Allein über den Vorverkauf konnten in diesem Jahr 700 Tickets für den „Eisenwahn an der Eisenbahn“ abgesetzt werden. Insgesamt pilgerten aber über 2.000 Freunde der brettharten Musik nach Obersinn. Nicht nur aus der Umgebung, sondern aus ganz Europa waren sie für das Open-Air-Festival angereist.

Auf dem zugehörigen Campingplatz an der Motocross-Strecke hatten etwa 800 Besucher ihre Zelte aufgeschlagen. „Die Wiese ist heuer brechend voll“, erzählt Karl Dill mit einem breiten Grinsen. Aber auch den Bewohnern der Zeltstadt war die Zufriedenheit über die Organisation ins Gesicht geschrieben. Der 23-jährige Marcus Hofmann aus Würzburg beispielsweise fand den Campingplatz „echt gut“.

Die Gründe für das grenzüberschreitende Interesse am „Eisenwahn“ findet Dill vor allem in der Qualität der Bandauswahl beim diesjährigen Festival. „Außerdem haben wir die Anzahl von 20 Gruppen auf 25 aufgestockt“, so der „Eisenwahn-Chef“ weiter. Etwa 250 Bandbewerbungen hat er dafür im Vorfeld erhalten. „Da war sogar eine aus Indien dabei“, erzählt der Obersinner nicht ohne Stolz.

Mit Bands wie „Equilibrium“ oder „Eisregen“ haben die Motorsportfreunde echte Publikumsmagneten an Land ziehen können. Bei Stilrichtungen von Death-, über Black-, bis hin zum „Epic-Viking-Metal“ war für jeden Open-Air-Besucher etwas dabei. Passend zum „Wikinger-Metal“ wurde auch der Honigwein „Met“ ausge-schenkt.

Beim jeweils mitternächtlichen Auftritt der „Headliner“ war die Stimmung vor der Bühne auf dem Höhepunkt angekommen. „Ihr seid ein super Publikum“, lobte „Equilibrium“-Frontmann Helge Stang die tobende Menge. So verließ der „große Blonde“ des Öfteren die Bühne, um Songpassagen gemeinsam mit den Fans der ersten Reihe zu singen. Die „headbangenden“, schwarz gekleideten „Schwermetaller“ gröhlten begeistert mit.

Auf den „Eisregen“ im Hochsommer hatten die meisten Metal-Fans gewartet. Am Samstagabend war es soweit. Die Formation aus Thüringen trieb die Stimmung mit Songs wie „Elektrohexe“ auf den Höhepunkt. Erst nach drei Zugaben verzog sich das „Unwetter“.

„Ich bin voll zufrieden und sehr beeindruckt“, resümiert Karl Dill und meint: „Es sieht für nächstes Jahr gut aus.“

Anmerkung: Text zum Festival 2006 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 31.07.2006, Bericht von Benjamin Plehn.

 

Eisenwahn 2007

Harte Klänge waren am Wochenende im beschaulichen Sinngrund zu hören. Das „Eisenwahn“-Festival fand zum vierten Mal in Folge statt, der Ludwig-Zeller-Ring am Löwersberg war zwei Tage lang in den Händen der Heavy Metal-Fans.

Alles in allem sind wir sehr zufrieden“, sagt Karl Dill. „Die Besucherzahl geht in Ordnung und auch mit dem Wetter hatten wir anders als andere Festivals in diesem Jahr zumindest am Freitag großes Glück!“ Weniger Glück hatte man hingegen mit der Zuverlässigkeit der gebuchten Musikgruppen. „Insgesamt fünf Bands haben uns nach ihrer Zusage wieder abgesagt, drei davon auf den letzten Drücker“, so Dill.

„Dankenswerterweise erklärten sich INK, The Unchallenged und Deadborn sehr kurzfristig dazu bereit, die jeweils durch Verletzung eines Bandmitgliedes verhinderten Gruppen Noise Forest, Abrogation und Disaster KFW zu vertreten. Dies haben sie mehr als gut gemacht.“

Nach Absprache erschienen die vier Headliner und heizten den Anwesenden mächtig ein. Skyforger aus Lettland, Vader aus Polen und der Transilvanian Beat Club aus Thüringen waren die Hauptattraktion am Freitag. Misery Index aus den USA bildeten den Höhepunkt des Samstages.

Die eigentlichen Publikumsfavoriten waren jedoch einmal mehr die Thrash-Metaller Final Breath aus dem Raum Gemünden-Lohr, die zum dritten Mal beim „Eisenwahn“-Festival zu Gast waren und als Lokalmatadoren die Gunst der Besucherschaft problemlos für sich gewinnen konnten.

Auch Debauchery (Death Metal), die Excrementory Grindfuckers (Grindcore), Varg (Pagan Metal), Obscenity (Death Metal) und Fulltanked (Coverband) erwiesen sich als Publikumslieblinge und durften ausgiebige Ovationen ernten.

Erwartungsgemäß wenige Probleme galt es auch in Sachen Sicherheit zu bewältigen. „Unser Sicherheitspersonal hatte zwei ruhig Tage und sah sich mit keinerlei Gewalt konfrontiert“, sagt Dill. „Die Metal-Fans waren gewohnt pflegeleicht und absolut nicht streitsüchtig, was uns die Durchführung des Festivals wieder wesentlich erleichtert hat.“ Die Frage nach der Zukunft des „Eisenwahn“ beantwortet Dill gelassen: „Aller Voraussicht nach wird es auch 2008 wieder ein „Eisenwahn“-Festival geben. Wir waren heuer zum dritten Mal voll und ganz zufrieden, warum sollten wir also aufhören?“

Anmerkung: Text zum Festival 2007 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 31.07.2007

 

Eisenwahn 2008

Schlafsack auf dem Gepäckträger, Rucksack auf dem Rücken, schwarze lange Haare und Piercings im Gesicht: Bereits am Dienstag bevölkerten Metal-Fans die Straßen in Richtung Obersinn (Kreis Main-Spessart). Per Fahrrad, Roller oder mit dem Campingbus: Zum Wochenende werden rund 2.000 Besucher beim Eisen-wahn-Festival erwartet. 22 Bands sorgen für Stimmung, darunter auch eine, die im Vorfeld bereits einigen Trubel verursacht hat. A.O.K. heißt die Gruppe und hat mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse nichts zu tun. Einige ihrer Lieder stehen auf dem Index für jugendgefährdende Medien.

Mit drei Bands und 300 Zuschauern hat das Eisenwahn-Festival vor vier Jahren begonnen. Mittlerweile sind es 22 Bands und rund 2.000 Zuschauer, die jährlich das beschauliche Obersinn rocken. Die Musik indes ist gleichgeblieben: Heavy Metal, Black-Metal, Death-Metal, Thrash-Metal heißen die Stilrichtungen. Und da kann es manchmal ganz schön rabiat zugehen, nicht nur was die Lautstärke angeht.

Mit A.O.K. haben sich die Veranstalter heuer eine Band an Bord geholt, die vor allem durch ihre extravagante Bühnenshow bekannt geworden ist: Essens-schlachten und nackte Bandmitglieder auf der Bühne gehören zum Standard-programm. Die Abkürzung A.O.K. steht für „Anal oder Kot“. Ebenso wenig zimperlich sind einige der Songtexte, die auch im Medienschutzbericht für jugendgefährdende Medien aufgeführt sind. Die besagte CD der Band steht auf dem Index und darf nicht an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden. Diese Zeilen aus einem „Kinderlied“ für Erwachsene sind vergleichsweise harmlos: „Es tanzt ein Biba-Butzelmann in unserm Haus herum didum . . . er tötet sich, er tötet dich und wirft deinen Kopf hinter sich . . . er tötet dich, er tötet dich, verbluten sollst du innerlich.“

„Bei manchen Songtexten und auch CD-Covern dreht sich einem schier der Magen um“, sagt Polizeihauptkommissar Thomas Kraft von der Gemündener Polizeidienststelle. Er arbeitet seit Wochen eng mit dem Kreisjugendamt und der Gemeinde Obersinn zusammen und kennt die Szene seit Jahren. Klarstellen möchte er eines: „Wir hatten bisher kaum Probleme mit dem Eisenwahn-Festival. Auch wenn die Musik manchmal ziemlich brutal ist, die meisten Besucher sind äußerst friedlich.“ Warum manche Songtexte so aus der Reihe fallen, kann sich Kraft auch nicht erklären. „Vielleicht wollen die Bands absichtlich auf den Index, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen?“, rätselt der Hauptkommissar.

Für das Festival bedeutet das: Es wird als jugendgefährdende Veranstaltung eingestuft. Kinder unter acht Jahren haben keinen Zutritt. Dem Veranstalter wurde in einem Auflagenbescheid untersagt, dass Songs, die auf dem Index stehen, gespielt werden. „Eine weitere Frage ist, wie die besagte Band auftritt“, so Kraft. Blut, Urin und nackte Tatsachen auf der Bühne sind in Obersinn tabu. „Der Veranstalter ist sehr kooperativ und hat zugesichert, dass nichts derartiges passieren wird“, sagt Kraft.

„Grundsätzlich ist es eine tolle Leistung, was die jungen Leute mit dem Festival auf die Beine stellen. Dennoch müssen wir hinschauen und auch Grenzen setzen“, sagt Kreisjugendpflegerin Andrea Schön. Grenzen seien dann erreicht, wenn in den Songtexten die Achtung vor Religionen verloren geht, wenn Gewalt gegen Frauen verherrlicht wird oder auch Nekrophilie angepriesen wird.

„Gerade junge Menschen, die noch auf der Suche nach einer Orientierung sind, lassen sich von Musik leicht beeinflussen. Wir müssen deswegen ein Auge darauf haben, dass in der Erziehung und Bildung die Menschenwürde gewahrt bleibt“, erklärt Schön. Weitere Bedenken hat die Kreisjugendpflegerin wegen des enormen Alkoholkonsums der Jugendlichen: „Nur weil die Leute friedlich feiern, heißt das nicht, dass die Jugendlichen bis zum Umfallen mittrinken dürfen.“

Bei einer normalen Tanzveranstaltung würde von vornherein das Jugendschutz-gesetz greifen, bei einem Konzert allerdings nicht, da die Musik im Vordergrund steht. Somit dürften auch Kinder das Festival besuchen. Alleine deshalb mussten weitere Auflagen erlassen werden. Kinder von acht bis 14 Jahren dürfen nun nur in Begleitung der Eltern auf das Gelände. 14- bis 16-Jährige müssen ebenfalls in Begleitung eines Sorgeberechtigten sein sowie einen Erlaubnisschein der Eltern bei sich tragen. Nach 24 Uhr dürfen sie sich nicht mehr im Bereich des Bühnen-geländes aufhalten, sondern nur auf dem Campingplatz. 16- bis 18-Jährige dürfen nach 24 Uhr ebenfalls nur mit einer Erlaubnis der Eltern aufs Konzert-gelände. Die Kontrollen sind vom Veranstalter durchzuführen. Pro 100 Besucher muss ein Ordnungsleiter beschäftigt sein. „Auch wir werden vor Ort sein und entsprechende Kontrollen durchführen“, sagt Kraft.

Veranstalter Karl Dill sieht dem Wochenende gelassen entgegen. „Wir wussten vorher nicht, dass eine CD der Band auf dem Index steht. Jetzt haben wir eben vertraglich festgehalten, dass sie die Stücke nicht spielen dürfen.“ Dill hätte auch die Wahl gehabt, A.O.K. freien Lauf zu lassen. Dann wäre allerdings das komplette Festival erst ab 18 Jahren frei gewesen. „Das wollten wir nicht. Schließlich möchten wir auch den vielen jugendlichen Fans etwas bieten“, sagt Dill.

Die Zusammenarbeit mit Polizei, Jugendamt und Kommune sei indes reibungslos und „sehr freundlich“ verlaufen. Einen Blick aufs Festivalgelände bei den Aufbauarbeiten riskierte auch Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres. Sie lobte die Aktivität der Jugendlichen, von der sich mancher „noch was abschneiden kann“. Auch ihr Sohn, verrät sie, wird wie jedes Jahr beim Festival dabei sein.

Anmerkung: Text zum Festival 2008 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 23.07.2008

 

Eisenwahn 2009

Zwei Tage lang herrschten in Obersinn Eisenwahnmania: „Alles bestens gelaufen“, bilanziert der Veranstalter. „Keine besonderen Vorkommnisse“, sagte ein Beamter der Polizei. „Bis zum nächsten Jahr“, riefen die Besucher auf dem Heimweg.

Habe verstanden! Wird erledigt! Ende!“, spricht Eisenwahnorganisator Karl Dill in sein Funkgerät, als er an der Hauptkasse nach dem Rechten sieht. Im nächsten Augenblick verschwindet der 22-Jährige aus der Tür des Campers und taucht wieder irgendwo auf dem Festivalgelände unter, um eine Band einzuweisen, Beschwerden von Besuchern zu regeln oder das vom Wind davongewehte Bar-Zelt wieder aufzustellen.

Nicht anders ergeht es seinen Kollegen Max Koch, Felix Alzheimer, Johannes Laudenbach, Christian Andres, Julian Weikinger und unzähligen weiteren Helfern. Ununterbrochen reisen seit Donnerstag Besucher an, die ihre Lieblings-bands nicht nur hören, sondern darüber hinaus bei ihrem „Gig“ tatkräftig unterstützen wollen. Die Musik ist, wie könnte es anders sein, zwar Geschmacks-sache, aber es sind nette Leute am Ludwig-Zeller-Ring anzutreffen.

„Die Musik höre ich zwar nicht, aber die Leute sind einfach gut drauf“, meint ein Besucher aus dem Schwabenland, als er sein „Bändchen“ abholt. „Beim Eisenwahn passt das Drum-Herum einfach“, schwärmt ein anderer Besucher abends in der Bar. Ein Pärchen findet die Berge einfach wunderschön. Eine Reise in den oberen Sinngrund ist für manche vielleicht dafür lohnenswert: Der 60-jährige Rudolf Dill dreht mit seinem Motorrad eine Runde über das Festival-gelände.

Der Weg zum Zentrum des „Eisenwahns“ führt zunächst durch den Ortskern, hinauf auf den Löwersberg, vorbei an der Feuerwehr Obersinn, die unter Leitung des stellvertretenden Kommandanten Hans-Jürgen Bohn, nicht nur ankommen-den Besuchern einen Park- oder Campingplatz zuweist, sondern auch den Brand-schutz gewährleistet. Schließlich begegnet dem eingefleischten Eisenwahnfan die altbekannte Stimme von Karola Laudenbach. „Hier gibt’s immer was zu erleben“, plaudert die Dame von der Eintrittskasse aus dem Nähkästchen.

Nebenan sind eifrige Helfer mit der Geldabwicklung beschäftigt. Darunter der ehemalige Bankangestellte Bernd Weismantel, der penibel jeden Geldschein von Eselsohren befreit und sorgfältig aufeinanderstapelt. Für so viel Ordnung hat er sich spaßeshalber den Titel „Senior Consultant for Cashflow“ eingehandelt.

Mindestens genauso geordnet geht es auf dem Festivalgelände zu. Security-Chef Max Koch und Sanitäter Thomas Weismantel melden am frühen Samstagabend einen ruhigen Verlauf. „Manche Besucher lassen sich beim so genannten Crowd-Surfing von der Menge über die Absperrung tragen. Unser Team muss sie dann wieder aus dem Bühnenbereich herausbegleiten“, so Koch.

„Wir hatten nur ein paar Insektenstiche und leichte Verletzungen wie Hautab-schürfungen oder kleine Schnittwunden sowie den einen oder anderen alkoholi-sierten Besucher zu verarzten“, berichtet Sanitäter Weismantel.

Eindeutige musikalische Höhepunkte sind Eisregen und Napalm Death am Freitag sowie Dornenreich und Cryptopsie am Samstag. Aus vollen Kehlen und mit aufgedonnertem Bass heizen die Bands ihren Fans ordentlich ein. Jeder Beat und jeder Takt der gigantischen Sound-Anlage durchdringt den Körper und lässt ein Gefühl des Befreitseins verspüren.

Scheinbar nicht mehr zu bändigen ist das Publikum, als Eisregen die ersten Takte zu dem Lied „Elektrohexe durch die Lautsprecher schickt. Die etablierte Band Napalm Death hatte mit ihren Fans zwar leichtes Spiel, jedoch fanden einige der Besucher den Gesang zu heftig. Der Sänger der Band konnte, soviel sei verraten, nach dem Auftritt aber dennoch normal reden. Ihm mache das Singen nicht viel aus, meinte der Brite, der im normalen Berufsleben bei einer Gewerkschaft arbeitet.

Am Samstag folgten Headliner Cryptopsy und Co-Headliner Dornenreich, die ihr Publikum in jedem Fall den Regenschauer vergessen ließen. Dazu gab es vorher Autogramme am Stand der „Metal1.info“-Crew. Abschließend meint Eisenwahn-organisator Karl Dill stellvertretend für alle: „Wir möchten uns bei allen Helfern bedanken, die ehrenamtlich ihre Zeit für das Festival geopfert haben.“

Anmerkung: Text zum Festival 2009 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 29.07.2009, Bericht von Sören Winkler

 

Eisenwahn 2010

Im siebten Jahr rockt der Eisenwahn den Löwersberg. Harte Beats, eine perfekte Kulisse und ein eingeschworenes Helferteam sind die Komponenten, die dieses Metal-Festival so beliebt machen.

Am Freitag und Samstag rockte der Eisenwahn an der Eisenbahn in Obersinn. Schon am Mittwoch bevölkerten die ersten Fans die Campingplätze am Festivalgelände in Obersinn. Die 1.800 Metal-Fans sind unter anderem aus Haßfurt, der Pfalz oder Heidelberg angereist und sind von der besonderen Atmosphäre des Obersinner Ereignisses begeistert. Und sie erweisen sich als ausnehmend freundlich, bieten beim Gang durch die Zeltstadt jedem etwas zu trinken an, geben ein Stück von der Bratwurst ab oder bieten Geleit an.

Am Samstagmorgen ist die Stimmung auf dem Campingplatz trotz wiederholt kurzer Nachtruhe fantastisch. Gut gelaunte Menschen erzählen stolz, dass sie schon seit Jahren beim Eisenwahn dabei sind. Ein Besucher meint sogar Eisenwahn sei der perfekte Ausgleich zum Alltag und stimmt mit vielen weiteren darin überein, dass es hier viel friedlicher und überschaubarer zugehe, als auf den großen Festivals wie „Rock am Ring“ oder „Summerbreeze“.

So ist es kaum verwunderlich, dass sich die meisten Fans in Obersinn schon gut zurechtfinden. Ausflüge in den Ortskern gehören für viele dazu. Seit vier Jahren hält beispielsweise Oliver Cox aus der Pfalz dem Eisenwahn die Treue und hat noch alle seine vier „Eisenwahn-Bändchen“ am Arm. Der 21-jährige Festival-besucher, sonst Sänger der Band „Ruins of Mankind“, berichtet, dass ihn die Melodien, das Klangspiel der Instrumente und die Gesangnuancen bei der Metal-Musik am meisten faszinieren. Nachdem er einen Überblick über die vielfältige Welt des Metal gegeben hat, schließt er mit dem Satz „Musik ist mein Leben.“

Nahezu geräuschlos, aber allgegenwärtig, sind die vielen Helfer hinter den Kulissen tätig. So unter anderem Richard Schneider, Bereitschaftsleiter beim Deutschen Roten Kreuz, im hessischen Sterbfritz. Zu dem Sanitätsdienst ist er durch seine Enkelin gekommen. Auf Anfrage meldet er uns keine größeren Vorkommnisse. „Schürfwunden, Bänderzerrung, einige Wespenstiche und zwei Knochenbrüche.“ Positiv überrascht äußerte sich Schneider über die Freund-lichkeit der Festivalbesucher, schließlich ist es sein erster Einsatz auf dem Eisenwahn. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass das alles so ruhig und friedlich abläuft. Ich hatte nur mit sehr zuvorkommenden Leuten zu tun, die sich für unsere Hilfe sogar bedankt haben.“

Hauptkommissar Thomas Kraft von der Polizei kann dies nur bestätigen. „Auf dem Festivalgelände gab es außer einigen Kleinigkeiten keine besonderen Vorkommnisse. Die Besucher sind sehr nett.“ Bei anderen Veranstaltungen gebe es für die Polizei mehr zu tun.

Und dann ist da noch die Musik, die die Menschen auf dem Festival verbindet. Wenngleich Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, und das selbst unter den Eisenwahn-Besuchern, lauscht man gespannt den Rhythmen und Melodien, wie sie Oliver Cox vorher beschrieben hat.

Zusätzlich zu regionalen Bands wie „Mastication of Brutality Uncontrolled“, in der Eisenwahnorganisator Johannes Laudenbach mitsingt, traten bekannte Gruppen aus dem Bundesgebiet wie „Destruction“ auf. Nordeuropa war vertreten durch die dänische Formation „Illdisposed“ sowie „Grave“ aus Schweden. Daneben sorgten Bands aus Italien, aus Russland und aus Tschechien für super Stimmung.

So fiebern die Besucher dem absoluten Höhepunkt des Eisenwahns, den „Apokalyptischen Reitern“, entgegen und werden nicht enttäuscht. Scharenweise sind die Fans vor die Bühne geeilt und begrüßen die Stars des Eisenwahns mit standesgemäßen Ovationen. Sogar Seifenblasen steigen aus dem Publikum auf.

Die Mischung verschiedener Musikstile aus Black-, Death-, Thrash-, Power-Metal sowie Rock und Folk zeichnen die Band aus und machen die Musik auch für nicht eingefleischte Metal-Fans „hörbar“. Die Menge tobt, als der Sänger bei dem Liedtext „Ich reich dir die Hand“ von der Bühne hinunter auf die Lautsprecher steigt, um den Fans tatsächlich die Hand zu reichen.

So schön wie das Festival war, so schnell war es auch wieder vorüber. Müde, aber sehr zufrieden sind Festivalmanager Karl Dill und seine Helfer. „Ich bin froh, dass alles so gut geklappt hat und möchte mich im Namen meiner Kollegen bei wirklich allen bedanken, die im Hintergrund so tatkräftig geholfen haben. Ohne die zahllosen ehrenamtlichen Helfer wäre Eisenwahn nicht möglich.“

Anmerkung: Text zum Festival 2010 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 01.08.2010, Bericht von Imke Schaal und Sören Winkler

 

Eisenwahn 2011

Zwei Tage lang tobte der Eisenwahn in Obersinn. Etwa 2.500 eingefleischte Metal-Fans, Eisenwahnliebhaber und Spontanbesucher waren angereist, um sich dieses Megaereignis im Sinngrund nicht entgehen zu lassen. Für den musikali-schen Höhepunkt war es dem Helferteam um Karl Dill und Johannes Laudenbach gelungen, die brasilianische Band „Sepultura“ zu gewinnen. Trotz des durch-wachsenen Wetters und einiger Blessuren, die medizinisch behandelt werden mussten, war die Stimmung gigantisch.

Nach dem Karneval hat sich das Metal-Festival als sechste Jahreszeit in dem 1000 Einwohner großen Dorf fest etabliert. Von den ganz Kleinen angefangen sogar bis zu den Senioren herrscht zwei Tage lang ausgelassene Eisenwahnstimmung. Bunt gemischte gesellige Runden erlebt man nicht nur auf dem Löwersberg, auch im Ort finden sich vor Geschäften und Privathäusern spontan Gruppen zusammen, um den Charme des ländlichen Obersinn und die Gastfreundschaft zu genießen.

Fans aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland waren angereist, um das Megaevent im Sinngrund zu erleben. Darunter auch ein Kanadier, dessen Freundin schon das begehrte Festivalticket ergattert hatte. „Da hatte ich keine Wahl: Ich musste mit“, scherzt er auf Englisch, während er am Marktplatz mit Freunden aus der Pfalz eine Obersinner Spezialität, den „Roten Tod“ (ein Brombeerlikör), verkostet.

Noch spontaner fand eine Zugreisende den Weg zum Festival: Auf ihrer Bahnfahrt Richtung Fulda hatten sie Festivalbesucher überredet, mit ihnen auf den Eisenwahn zu gehen. Ohne lange zu überlegen machte sie über das Wochenende kurzfristig Halt in Obersinn.

Wie schon in den Vorjahren waren die Eisenwahnler auch dieses Jahr freigebig und freizügig. Getränke, Zigaretten, Bratwürste und Hamburger wurden gerne geteilt. So auch die Leidenschaft für harte Metalbeats, die treibende Kraft des Eisenwahns. Eine Besuchergruppe im Alter von 30 Jahren aus dem Raum Aschaffenburg ist von der Band „Benediction“ so begeistert, dass sie ihr schon seit 1993 hinterher reist und nun nach Obersinn auf den Eisenwahn folgte. Besonders der unveränderte Metalsound der 90er Jahre, den die Band über die Zeit beibehalten hat, begeistern die eingefleischten Fans. Zur Unterstützung hat sich einer von ihnen mit einem echten Schweinebein ausgestattet, welches er beim Feiern vor der Bühne triumphierend gen Himmel reckt.

Die deutsche Band „Die grauen Herren“ bewiesen nach ihrem Auftritt abends auf dem Campingplatz noch einmal wahre Publikumsnähe und spielten einige bekannte Popsongs wie „I’m Yours“ von Jason Mraz. Unplugged mit einer Gitarre und einer Basedrum ließen sie sich zusammen mit tanzenden Fans ablichten, beantworteten viele Fragen, gaben Autogramme und erzählten jedem gerne ihre einzigartige Entstehungsgeschichte:

Wir schreiben das Jahr 2008. Die Band „Jack Slater“ spielt auf Wacken. Nach ihrem Auftritt langweilt sich der Drummer Simon, trifft einige Bekannte und beginnt zusammen mit ihnen vor den Toiletten Musikinstrumente aufzubauen. Kurz nachdem der bunt gemischte Trupp begonnen hat zu musizieren, versammelt sich eine Gruppe Schaulustiger und bejubelt das spontane Konzert – „Die grauen Herren“ waren geboren. Seitdem wechselt die Besetzung je nach Anwesenheit; auf dem Eisenwahn gaben sie ihr vorerst letztes Konzert.

Am Samstagmorgen ist die Stimmung auf dem Campingplatz trotz Nieselregen, Wind und Wespenplage gigantisch. Fans aus Gießen, deren Auto nach einer Panne am Donnerstag vom Abschleppdienst in Obersinn abgestellt wurde, schwärmen von den netten Bewohnern Obersinns und der Eisenwahncrew.

Eine Gruppe Heidelberger ist bereits das vierte Mal in Obersinn dabei. Gerade weil das Gelände so überschaubar, die Mitarbeiter freundlich und die Bandauswahl jedes Jahr aufs Neue ansprechend ist, fühlen sich die Heidelberger, wie auch viele andere Metaler heimisch und nehmen den weiten Weg in den Sinngrund gerne auf sich. Die meisten pflegen mittlerweile Festivalbekannt-schaften und man trifft sich jährlich wieder auf dem Campingplatz in Obersinn. Es wird zusammen gekocht, gegrillt, getrunken und viel gelacht.

Der absolute Renner auf dem Campingplatz war dieses Jahr das Festivalspiel „Frankyball“. Das Spielfeld besteht aus einer Getränkeflasche in der Mitte. Daneben befinden sich rechts und links im Abstand von jeweils einem Meter eine gefüllte Getränkedose. Das Feld wird von zwei Spielern betreten. Sobald es einem der Kontrahenten gelingt, die Flasche in der Mitte mit einem Ball umzuwerfen, muss der andere Spieler einen Schluck aus seiner Dose trinken. Der Spieler dessen Dose zuerst leer ist, hat verloren.

Eine Gruppe Fans aus hessischen Nachbardörfern entschloss sich kurzerhand, Powermetal für Zwischendurch zu kreieren. Ausgerüstet mit einer Akustikgitarre und einem Straßenbauhütchen als Mikrofon, begannen sie unter ihrem Pavillon viele bekannte Songs zum Besten zu geben.

Eine andere Gruppe Camper baute sich zum Zeitvertreib vor den Konzerten ein vierbeiniges, etwa einen Meter hohes Tier aus Getränkedosen. Stolz präsen-tierten sie ihr „Bambi“ vor der Kamera. Auch sie sind schon oft nach Obersinn gepilgert und lassen sich vom Wetter nicht beeinflussen. Selbst Temperaturen von 12 Grad und Nieselregen vermag die unverwechselbare Stimmung auf dem Gelände und die Konzerte nicht verderben.

Während einerseits im achten Jahr Vieles sehr routiniert abläuft, wächst die Stimmung hingegen immer noch. Durchwegs loben Besucher und Musiker die perfekte Logistik und den Ablauf. Sogar die seit 1984 bestehende Metal-Band „Sepultura“ bescheinigt den Verantwortlichen eine gute Organisation.

Am Rande gab es allerdings für die Rettungssanitäter vor Ort in diesem Jahr einiges zu tun. Mindestens 30 Wespenstiche zählte Richard Schneider, Bereit-schaftsleiter beim Deutschen Roten Kreuz. Der Rettungswagen war mehrfach im Einsatz und ein Allergiker musste sogar vom Notarzt versorgt werden, der mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen wurde.

Auf den Punkt brachte es eine Besuchergruppe am Samstagabend auf dem Weg zurück zum Campingplatz mit dem Ruf: „Bis zum nächsten Jahr, Eisenwahn!“

Anmerkung: Text zum Festival 2011 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 31.07.2011, Bericht von Sören Winkler

 

Eisenwahn 2012

Etwa 2.000 Besucher zog das neunte Eisenwahn-Festival an den Löwersberg nach Obersinn. Mehr als zufrieden waren die Veranstalter, denn nicht nur die Fans waren begeistert, sondern auch die Künstler, die durchweg die perfekte Organisation und die angenehme Atmosphäre lobten. Einzig das wechselhafte Wetter stellte den Veranstalter auf die Probe.

Zum ersten Mal auf dem Eisenwahn in Obersinn sind Markus und Mike. Die Saarländer sind der großen Festivals überdrüssig und suchen in Obersinn die Atmosphäre, die große Festivals nicht mehr bieten. „Ich bin seit 2000 auf Waken gewesen“, erzählt der 36-jährige Markus. „Allerdings ist das Festival mittlerweile überlaufen, sodass es keinen Spaß mehr macht.“ Was fehlt, seien Besucher, die Metal-Musik als Lebensgefühl verstehen. Neuerdings würde sogar Hip-Hop und Techno gespielt. „Da fehlt das verbindende Element.“

Wie verbindend das sein kann, bezeugt seine eigene Lebensgeschichte. „Mike und die anderen Jungs habe ich auf Wacken kennengelernt. Nach einigen Jahren habe ich aus einer Laune heraus gesagt, dass ich zu ihnen ins Saarland ziehe, wenn sie mir einen Job besorgen“, erzählt Markus. Dann kam der Anruf aus dem Saarland. „Kurz entschlossen packte ich meine Sachen und will dort auch nicht mehr weg.“ Seit drei Jahren organisieren die Saarländer Metal-Fans ein eigenes kleines Festival „Kick-the-Gig“ in Körprich, welches Ende August stattfindet.

Trotz der brütenden Hitze am Freitag, einer Sturmwarnung in der Nacht und Platzregen am Samstag – das launenhafte Wetter konnte das Eisenwahnherz nicht trüben. Spätestens beim Auftritt der jeweils heiß ersehnten Band, war das nebensächlich. Den Veranstalter und die verantwortlichen Sicherheitskräfte vor Ort hingegen beunruhigte das aufziehende Unwetter sehr. „Die Zusammenarbeit mit allen Einsatzkräften vor Ort funktionierte reibungslos“, berichtet Festival-lmanager Karl Dill. Höchst fürsorglich war sogar ein Auffanglager in der örtlichen Mehrzweckhalle für Schutz suchende Fans eingerichtet worden. Glücklicher-weise blieben alle von einem größeren Wolkenbruch verschont.

Künstler und Gäste aus aller Herren Länder waren nach zwei Tagen Eisenwahn gleichauf begeistert. Der Manager der Band Tryptikon meinte gar, dass selbst der sonst pingelige Sänger zufrieden gewesen sei. Auch Jani Huttunen von der Formation Inferia war angetan von der Atmosphäre und den netten Jungs. Der Finne hat übrigens dieselbe Schule wie Lordi, der Gewinner des Eurovision-Song-Contests im Jahr 2006, besucht.

Eine weitere Stil-Ikone auf dem Eisenwahn ist Rudolf Dill, der von eingefleischten Fans, in Anlehnung an die Fernsehreihe „Löwenzahn“, den Spitznamen „Peter Lustig“ erhalten hat. Eine Band aus Italien erzählte ihm, sie habe ihn in einem Video im Internet gesehen und sich prompt für einen Gig beworben, um ihn kennenzulernen. Längst ist der fidele 62-Jährige ein Markenzeichen des Festivals.

Ein eher ruhiges Wochenende hatten die Sanitäter von der Bereitschaft des Roten Kreuzes aus Bad Brückenau und dem hessischen Sterbfritz. „Im Vergleich zum letzten Jahr, hatten wir diesmal deutlich weniger zu tun“, meinte Einsatz-leiter Alexander Gritsch. „Wir hatten unsere Kapazitäten sogar aufgestockt. Aber wir sind trotzdem froh, dass diese nicht ausgeschöpft werden mussten.“ In diesem Jahr sei die Zahl der Patienten deutlich geringer gewesen; die Zusammenarbeit mit allen Helfern vor Ort nannte er angenehm. Das Resümee der Fans: „Geiles Festival!“ Man hofft auf eine Fortsetzung. Diese wird es letztmalig im kommenden Jahr, also 2013, geben. „Zehn Jahre sind eine lange Zeit“, meint Festivalmanager Karl Dill. „Dann ist endgültig Schluss.“ Danken möchte er vor allem allen Unterstützern, Künstler und Besuchern, die den Eisenwahn an der Eisenbahn überhaupt erst zu dem machen, was er ist.

Anmerkung: Text zum Festival 2012 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 19.07.2012, Bericht von Tristan Schaal und Sören Winkler

 

Eisenwahn 2013 – Vorankündigung

Vom 25. bis zum 27. Juli 2013 wird zum letzten Mal der Eisenwahn in Obersinn toben.

Das gaben die Veranstalter auf ihrer offiziellen Fanseite (www.eisewahn.com) bekannt. Das letzte Festival soll drei Tage dauern. Unter dem Motto „Last Chance to Headbang“ können sich Metal-Fans auf einige „Special Acts“ und einen krönenden Abschluss am Samstagabend freuen.

„Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören“, meint Karl Dill. „Wir haben bereits neun lange Jahre unser Bestes gegeben und wollen es noch ein letztes Mal tun.“ Denn hinter dem Festival stecke eine Menge Arbeit. „Wir betreiben kein Unternehmen, sondern leisten einen ehrenamtlichen Dienst“, sagt der 25-Jährige.

In den vergangenen neun Jahren sind über 130 verschiedene Bands aufgetreten, über 15.000 Besucher zum Löwersberg gekommen und in jedem Jahr waren über 300 Helfer für den Eisenwahn aktiv, bilanziert der Veranstalter. „Wir sind an unserem zeitlichen und körperlichen Limit angekommen“, erklärt Bandorga-nisator Johannes Laudenbach. „Es ist nicht damit getan, drei Tage vorher aufzu-bauen und danach einfach wieder abzubauen.“

Die Vorbereitung für den Eisenwahn beginnt lange im Vorfeld. Neben ihrem Job leisten die Helfer jeden Tag einige Stunden, um alles detailliert zu planen und abzuwickeln. „Die Arbeit nun einfach weiter aufzuteilen macht auch keinen Sinn“, erläutert Dill. „Jedes Teammitglied betreut ein bestimmtes Ressort und weiß genau, was es zu tun hat.“

Seit 20 Jahren organisiert Wolfgang Weier diverse Großveranstaltungen, darunter auch das Honky Tonk in Würzburg. „Es ist sehr schade, wenn ein Festival, das einen festen Platz im Jahreskalender eingenommen hat, nicht mehr stattfindet“, meint er. „Damit geht auch ein Stück Kultur verloren.“ Die Veranstaltung kommerziell zu betreiben, hält der 40-Jährige für ausgeschlossen. „Die Kosten für Bands, Personal und Technik würden die Einnahmen sehr wahrscheinlich übersteigen.“

Ein Festival zehn Jahre zu organisieren, sei aber eine großartige Leistung, bescheinigt Weier den Obersinner Veranstaltern. Auch persönlich könne man dabei sehr viel lernen. „Den Schritt der Organisatoren kann ich nachvollziehen, denn die Zeit und Energie für die Vorbereitung ist enorm.“ Der Aufwand für Bandrecherche, Koordination der vielen ehrenamtlichen Helfer, Behördengänge und so weiter sei nicht zu unterschätzen. „Schade ist nur, dass keine Nachfolger da sind, die übernehmen könnten“, bedauert Weier.

Nachfolger sind tatsächlich nicht in Sicht. „Der engere Kreis ist ein eingespieltes Team, in das jeder auch private Sachen einbringt“, erläutert Karl Dill. „Solche Nachfolger gibt es leider nicht.“ Damit haben die Metaller im kommenden Jahr von 25. bis 27. Juli zum letzten Mal die Gelegenheit, in Obersinn die Köpfe zu den Rhythmen zu schütteln.

 

Eisenwahn 2013

Metal-Fans liegen sich weinend in den Armen

Hand in Hand sozusagen gingen Freude und Trauer beim letzten „Eisenwahn an der Eisenbahn“ in Obersinn. „Ein Leben ohne Eisenwahn ist möglich, aber sinnlos“, hatten vier Festivalfans aus Fulda ihre T-Shirts bedruckt. Rund 3.000 Besucher waren zum Abschied aus dem gesamten Bundesgebiet und weit darüber hinaus angereist. Einzig die anhaltende Hitze setzte den Metallern schwer zu.

Als die Veranstalter und Helfer vor einem Jahr versprachen, sich mit einem „Big Bang“ zu verabschieden, waren die Erwartungen hochgesteckt. Enttäuscht wurden sie nicht, ganz im Gegenteil. Trotz aller Vorankündigungen zu den Highlights des Festivals, kochten die Emotionen hoch, als „Iced Earth“ als letzte Band Samstagnacht die Bühne betrat.

Erstmals drei Tage hatte das Team um Karl Dill und Johannes Laudenbach wie in den neun Jahren zuvor sein Bestes gegeben, bevor letztlich der Vorhang für immer fiel. Über 600 Helfer arbeiteten wie ein fein abgestimmtes Uhrwerk im Hintergrund.

Diese drei Tage „Eisenwahn“ bedeuteten das Ende einer großen Geschichte, die einmal mit viel Improvisation und einem Stromaggregat begonnen hatte.

„Es war ein Festival der Superlative“, meinte der 26-jährige Karl Dill. „Besucher-rekord, höchste Außentemperatur und so viele Helfer wie noch nie.“ Dabei war das diesjährige Obersinner Megaevent am Donnerstag mit einem ziemlich heftigen Regenschauer gestartet, den sich auch am Freitag und besonders am Samstag jeder Besucher sehnlichst gewünscht hätte. Zu den heißen Tempera-turen von bis zu 33 Grad im Schatten gab es noch heißere Beats mit der „Eisenwahn-Best-Of-Auswahl“ der vergangenen Jahre.

Am Samstag glühte die Hitze gnadenlos. Wer nicht ein Bad in der Sinn nahm, dem eilte die Feuerwehr zu Hilfe und spritzte direkt auf dem Festivalgelände Wassergarben auf die Menge. Doch für nicht wenige Besucher endete der Tag im Sanitätszelt. Kreislaufkollapse und Erschöpfungszustände beschäftigten die ehrenamtlichen Helfer. Allerdings sei insgesamt nichts Dramatisches dabei gewesen, berichtete Alexander Gritsch vom Bayerischen Roten Kreuz. „Einmal musste der Notarzt mit dem Hubschrauber wegen einer ernsthaften Unfallver-letzung eingeflogen werden.“

Bandspezialist Johannes Laudenbach bot den Fans mit 30 Bands ein musi-kalisches Feuerwerk, das jedes Metallherz aufgehen ließ. Darunter „Final Breath“, „Exhumed“, „Tankard“, „Overkill“, „Annihilator“ und „Iced Earth“ sowie die wohl skurrilsten Formationen wie „A.O.K.“, „Debauchery“ oder „Exhumed“. Laudenbach: „Zufrieden wäre untertrieben! Wir alle sind begeistert.“ Und das bestätigten unzählige Besucher.

„Das ist meine Familie geworden“, beschrieb ein Gast aus Berlin das Festival. Er habe den weiten Weg nach Obersinn auf sich genommen, weil er sich hier „pudelwohl“ fühle. Dies bestätigten ebenfalls die Fans aus Frankreich, Australien, Chile und aus Schwaben. „Wir wollen, dass es weiter geht“, forderte die Gruppe aus Baden-Württemberg, wohl wissend, dass diese Hoffnung vergebens ist. Nach zehn Jahren wollen die Veranstalter den immensen ehrenamtlichen Aufwand nicht mehr leisten.

Nicht nur der Abschied bewegte die Fans. Ebenso hat der „Eisenwahn“ viele Liebesgeschichten geschrieben. Mehr als ein Pärchen lernte sich am Ludwig-Zeller-Ring kennen, und in diesem Jahr gab es nach dem Co-Headliner am Samstag sogar einen Heiratsantrag auf der Bühne. Nach vier gemeinsamen Jahren hat sich ein Paar aus Aura auf dem „Eisenwahn“ entschlossen zu heiraten.

Doch dann kam der unausweichliche Augenblick. Als die letzten Akkorde von „Iced Earth“ verklungen waren, erhellte 15 Minuten ein Feuerwerk den Eisenwahnhimmel. Jeder konnte für nochmals die zehn Jahre Revue passieren lassen. Spätestens als die Crew dann das Lied „Nothing else matters“ von Metallica durch die Lautsprecher schickte, lagen sich die Fans zu Tränen gerührt in den Armen.

Dann nahm das Team die Gelegenheit wahr, um sich auf der Bühne zu verabschieden. Stellvertretend für alle sprachen Karl Dill und Johannes Laudenbach den Fans und allen Helfern ihren Dank für die zehn Jahre aus. Ein besonderes Dankeschön galt Paula Dill, die im Hintergrund all die Jahre als gute Seele des Festivals arbeitete. Die Berichterstatter geben den Dank zurück: Liebes Eisenwahn-Team, wir danken euch für zehn Jahre harte Arbeit, die gemeinsamen Stunden, die heißen Beats, das gute Essen und für die schönen Erinnerungen!

Anmerkung: Text zum Festival 2013 aus MAIN-POST, Ausgabe vom 28.07.2013, Bericht von Tristan Schaal und Sören Winkler

 

Abschied vom Eisenwahn-Festival mit Rekord

Ach, so ein „Bloodbabe“, das weibliche Maskottchen der Todesmetaller Debauchery, hat’s gut: Nahezu nackt auf der schattigen Bühne, überschüttet mit kühlem Blut, künstlichem natürlich – bei 37 Grad gibt’s fraglos schlechtere Plätze.

Zum Beispiel auf einer der Sonne auch noch zugeneigten Wiese in den Hügeln oberhalb von Obersinn. Wer tut sich das und auch noch ganz in Schwarz gewandet und vor allem stundenlang an? Weit über 3.000 Metal-Fans – ohne es bereuen zu müssen – beim Eisenwahn-Festival.

Das geht erstmals über drei Tage, findet zum zehnten, aber auch letzten Mal statt. Klar, dass sie noch mal alle kommen, die Metal-Heads der Region. Und schwitzen und feiern – mit dem Härtesten vom Harten, was die Szene so auf Lager hat: Death-, Black-, Thrash-Metal und obendrauf ein bisschen Grindcore.

Dass den Abschluss am Samstagnacht mit Iced Earth eine ganz normale Heavy-Metal-Band macht, passt nur auf den ersten Blick nicht ins Bild. Das seien so etwas wie die Helden der Jugend, sagt „Laudi“, noch längst keine 30 und doch ein alter Hase im Geschäft. Eigentlich heißt er ja Johannes Laudenbach, kommt aus dem Ort und hat 2004 mit ein paar Kumpels ein kleines Metal-Konzert mit drei Kapellen aus der Gegend organisiert. „Aus einer Schnapsidee heraus“, sagt er heute.

Neun Jahre später kommen längst Metal-Schwergewichte ins lauschige Grenzgebiet zwischen Rhön und Spessart. Sepultura, Napalm Death, Kataklysm, Die Apokalyptischen Reiter waren da, diesmal sind neben Krachern wie Naglfar oder Ektomorf die US-Legenden Overkill und eben Iced Earth sowie zum wiederholten Mal die Frankfurter Gute-Laune-Thrasher Tankard („Wir sind die hässlichste Band Deutschlands“) am Start. Und doch ist Schluss. „Es war zu viel Aufwand, und es kommt nichts rum dabei. Wir machen das alle ehrenamtlich“, beschreibt „Laudi“ den Spagat zwischen Beinahe-Fulltime-Job und ausbleiben-dem Kommerz.

Dabei macht genau das den Charme des „Eisenwahn an der Eisenbahn“, wie das Ganze mal hieß, aus. „Not to big, not to small“, sei’s, meint Bobby Ellsworth, Sänger der US-Thrasher Overkill, nicht zu groß, nicht zu klein. Genau die richtige Größe eben, etwas für „Real Olld-School Headbangers”. Laudi und Karl Dill, die Cheforganisatoren und ihr Team, haben es geschafft, ein Kultfestival zu etablieren, das ausgerechnet bei der Abschiedsveranstaltung erstmals (sehr deutlich) die 3000-Zuschauer-Marke sprengt.

Doch die damals 16-, 17-Jährigen haben alle ihre Ausbildung in der Tasche, wollen jetzt lieber normal Geld verdienen. Nur Laudi, der auf seinen Konzertreisen „mit reichlich Verhandlungsgeschick“ die Kontakte zu den großen Bands erst möglich gemacht hat, will „vielleicht in zwei, drei Jahren wieder was auf die Beine stellen“. Eine Gruppe Fans hat sich eigens Shirts machen lassen: „Ohne Eisenwahn hat das Leben keinen Sinn.“

Einen solchen wollen zwei junge Menschen dem ihren geben. Manuel und Stefanie sollen auf die Bühne kommen, heißt es nach dem famosen Auftritt der kanadischen Thrash-Formation Annihilator. Dort fragt sie ihren Auserwählten fränkisch-romantisch: „Wir sind jetzt schon vier Jahre zusammen, willst du mich heiraten?“ Natürlich sagt er Ja, und alle liegen sich in den Armen. Vergessen ist die quälende Hitze, gegen die auch die Spritzen der örtlichen Feuerwehr nur kurzzeitig halfen.

Anmerkung: Text zum Abschied vom Eisenwahn-Festival aus MAIN-POST, Ausgabe vom 28.07.2013, von Michael Bauer

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