Der Bauernkrieg war die große Volksbewegung am Ende des Mittelalters. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte vereinigten sich verschiedenste Gruppen und Stände zum gemeinsamen Kampf gegen Willkür und Machtmißbrauch der kirchlichen und der weltlichen Herrscher. Größtenteils waren es abhängige Bauern, die den Kampf aufgenommen hatten, aber auch Angehörige des niederen Klerus, Rechtsgelehrte, städtische Bürger, Bergleute, Adlige und Ritter, z. B. Florian Geyer aus Giebelstadt, der am 10. Juni 1525 im Gramschatzer Wald bei Würzburg für die „Große Sach kämpfend“ fiel.
Zu nennen ist auch der Humanist, Dichter und Kirchenkritiker Ulrich von Hutten, geboren 1488 auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern. Er hat den Bauernkrieg zwar nicht mehr erlebt, er starb 2 Jahre zuvor, aber er hat ihm durch die Kirchenkritik in seinen Schriften und durch die Unterstützung der Reformation den Weg bereitet. Er hat die Mißstände in der Kirche gesehen und die Nöte des „Gemeinen Mannes“, auch wenn er sich nicht direkt an diesen Stand gewendet hat. Aus der Mainregion ist es Andreas von Bodenstein, genannt Carlstadt, nach seiner Geburtsstadt am Main, wo er 1486 zur Welt kam. Bodenstein wandelte sich vom Lehrer und Bewunderer Luthers zu einem heftigen Kritiker und sah, anders als Luther, die Bauern im Recht im Kampf gegen die Tyrannei der Herrschenden.
Begonnen hatten die Unruhen schon am Ende des 15. Jh. In zahlreichen kleineren und größeren Aufständen versuchten die „Haufen“, wie die Rebellen sich selbst nannten, ihre in 12 Artikeln formulierten Rechte durchzusetzen. Ausgehend vom südwestlichen Deutschland breiteten sich die Aufstände sehr schnell in Richtung Norden und auch in unsere Region hin aus. Aus vielen Orten rechts und links des Mains gibt es Berichte darüber, besonders heftig war es um Rothenburg o. d. T., in und um Würzburg, Miltenberg, Amorbach, Aschaffenburg, aber auch viele andere Orte waren betroffen.
Berichte über Revolten gibt es z.B. auch zu Orten und Klöstern im Main-Kinzig-Kreis, auf der anderen Seite der heutigen Landesgrenze, wie z. B. aus Langenselbold, Wolfgang, Schlüchtern, um nur einige zu nennen. Auch Fulda war betroffen.
Was bisher fehlt ist eine Zusammenfassung der Ereignisse im heutigen Unterfranken und im benachbarten Main-Kinzig-Kreis. Das läßt uns auf die Berichte schauen als wären es isolierte, auf eine eingrenzbare Region bezogene Protesthandlungen gewesen, das ist aber nicht der Fall. Die „Haufen“ wie die Aufständischen ihre Heere nannten, waren sehr mobil und zogen von Stadt zu Stadt, von Kloster zu Kloster. Kloster auch deshalb, um sich mit dem nötigen Proviant zu versorgen. Sie waren gut organisiert und hatten Hauptleute benannt, wie z. B. Götz von Berlichingen. Reformatorisch gesinnte Prediger legten ihnen das Evangelium aus und sprachen von „Göttlicher Gerechtigkeit“ anstatt der ausgeübten Rechtsprechung, der Justitia.
Ein Blick auf die zwölf Artikel, die 1525 erschienen, zeigt, worum es ging: Die Leibeigenschaft sollte aufgehoben werden. Jagd und Fischerei sollten frei sein. Jede Gemeinde sollte das Recht haben, ihren Pfarrer zu wählen oder abzusetzen. Und Strafen sollten ausschließlich von einer unabhängigen Gerichtsbarkeit verhängt werden und nicht mehr aus Willkür der Grundherren – eine Sammlung von ungeheuerlichen Provokationen für die damalige Zeit. 28 Auflagen sollte diese Schrift erleben, die Bundesordnung brachte es auf elf. Das zeigt die Brisanz der darin geäußerten Beschwerden. Ob die zahlreichen Nachdrucke darauf zurückzuführen sind, dass sie natürlich auch von Fürsten, Kurfürsten und anderen Herrschern gekauft und gelesen wurden, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Denn natürlich informierten sich auch die Angegriffenen über die Vorwürfe und über die Ziele, die durch den „Aufruhr“ erreicht werden sollten.
Denn würde die Leibeigenschaft aufgehoben, hätten die kirchlichen und weltlichen Herrscher große Verluste an ihren Einnahmen zu erwarten. Ein bäuerlicher Hof hatte z. B. im Todesfall des Bauern, der Bäuerin, Abgaben an den „Herrn“ zu leisten, die vom besten Stück Vieh im Stall, dem besten Kleidungsstück, bis zu hohen Geldsummen reichen konnten. Ein zuverlässiger Kapitalzuwachs, denn gestorben wurde häufig.
Nach nur wenigen Monaten brach der Aufruhr aber zusammen, Tausende bezahlten mit ihrem Leben dafür. Ein weiterer Grund war vielleicht auch der Rhytmus der Natur. Die Bauern mußten ihre Äcker bestellen um zu überleben und um die geforderten Abgaben zu erwirtschaften. Aber ihr Aufbegehren endete für sie mit einer Katastrophe. Die Feudalherren, die sich im sogenannten Schwäbischen Bund organisiert hatten, schlugen die Erhebung blutig nieder und rächten sich mit grausamen Strafen. Es sollte noch mehr als 400 Jahre dauern, bis zum 10. Dezember 1948, bis die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete, die in mehreren Punkten die in den 12 Artikeln formulierten Rechte aufnimmt.
Wikipedia: Die überlebenden Aufständischen fielen automatisch in Reichsacht und verloren damit alle Rechte und Privilegien, sie waren somit vogelfrei, die Anführer wurden mit dem Tod bestraft. Teilnehmer und Unterstützer der Aufstände mussten die Strafgerichte der Landesherren fürchten, die erst jetzt begannen und zum Teil sehr grausam waren. Viele Berichte sprechen von Enthauptungen, Augenausstechen, Abschlagen von Fingern und weiteren Misshandlungen. Wer mit einem Bußgeld davonkam, hatte noch Glück, auch wenn viele Bauern die Strafgelder wegen der hohen Abgaben nicht bezahlen konnten. Ganzen Gemeinden wurden Rechte aberkannt, weil sie die Bauern unterstützt hatten. Teilweise ging die Gerichtsbarkeit verloren, Feste wurden verboten und Stadtbefestigungen geschleift. Alle Waffen mussten abgeliefert werden, und abends durften keine Dorfschenken mehr besucht werden. Die Niederlagen der Bauern legten den Grundstein für Vermögenszuwächse bei den siegreichen adligen Heerführern. Georg Truchsess von Waldburg-Zeil fielen Ländereien in Oberschwaben zu. Der Feldhauptmann Sebastian Schertlin von Burtenbach hielt sich an den Besiegten schadlos, um seine von ihm eingestellten Landsknechte zu besolden. Zitatende.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bauernkrieg
Weitere Informationen im Heimathub:
Götz von Berlichingens Bauern vor Aschaffenburg
Studie zu Goetz v. Berlichingens Bauern vor Aschaffenburg
Anita Schuldt, Hasselroth