Der „Stiftskeller“, eines der bekanntesten Gasthäuser Aschaffenburgs, stand in der Mitte der alten Stadt, am Stiftsplatz.
1760 erwarb der Stadtrat Franz Josef Marzell das Anwesen und eröffnete das Gasthaus, das als solches über zwei Jahrhunderte bestehen blieb. Bis 1863 wurde es flankiert vom Gasthaus „Zum Lamm“, das in jenem Jahr einem Brand zum Opfer fiel.
Im Jahre 1911 wurde der „Stiftskeller“ an Hans Egelseer verpachtet. Bald gehörte das Gasthaus und Hotel zu den ersten Adressen der Stadt.
Nicht nur die Namen von Ministern und Staatsdienern sind im Gästebuch zu finden, sondern auch die von Schauspielern, Künstlern und Schriftstellern. Der Komponist Max Reger feierte 1916 hier seinen Geburtstag bis morgens um 7 Uhr. Der letzte prominente Gast, der hier wenige Wochen vor der Schließung übernachtete, war der Musiker Louis Armstrong.
Im November 1918 wurde im vornehmen Hinterzimmer des „Stiftskellers“ die berühmte Richthofen-Flugstaffel von Hermann Göring, der damals Oberleutnant und Kommandeur dieser Staffel war, aufgelöst.
Schon im ersten Kriegswinter des Zweiten Weltkriegs trafen Luftminen den „Stiftskeller“ und beschädigten ihn schwer. Doch er wurde wieder umgebaut und renoviert.
Der Neubau des Rathauses war im Jahre 1949 schon in Planung als der „Stiftskeller“ wieder eröffnet und drei Jahre später sogar noch neu verputzt wurde.
Am 15. Dezember 1955 schlossen sich die Türen des Stiftskellers für immer. August Stefan Sauer war zu dieser Zeit 17 Jahre lang Wirt dieser traditionsreichen Gaststätte gewesen.
Kurze Zeit später wurde das Haus wegen des Baus des Rathauses abgerissen.
Quellen:
– Aschaffenburger Zeitung vom 21. November 1918.
– Main-Echo vom 9. Juni 1949 und vom 14. Dezember 1955.
– Aschaffenburger Volksblatt vom 25. April 1953 und vom 15. Dezember 1955.