von Hildegard Beuschlein (2005)
Wie war das doch früher mit dem Advent,
in dem Sonntag für Sonntag eine Kerze mehr brennt,
bis endlich, kaum konnt` ich es damals erwarten,
wir uns um den funkelnden Weihnachtsbaum scharten,
die Lieder sangen, die lange vertrauten
und mit staunenden Augen die Krippe anschauten.
Dann wurde die Weihnachtsgeschichte verlesen…
Mir ist, als wär` es erst gestern gewesen.
Heut` schmückt man schon Mitte November das Haus,
am Kamin klettert mindestens ein Santa Claus,
als wolle er einbrechen, fast wie ein Dieb.
Ein Zerrbild, das da vom Nikolaus blieb.
Und die Sehnsucht nach Licht in der Winternacht
Hat die Werbung für sich zum Strahlen gebracht.
Millionen von Lämpchen erleuchten nun hell
Haus, Bäume und Elche, bunt, zuckend und grell.
Anstatt mit den Kindern zusammen zu singen
Lässt man „stille Nacht“ aus dem CD-Player klingen
Und leise rieselt der Schnee allenthalben
Wenn noch kaum Richtung Afrika weg sind die Schwalben.
Man feiert Weihnacht mit den drei Tenören,
von der Herbergsuche mag keiner was hören.
Wir würden sie gerne zurück dreh`n die Zeit,
doch der Weg ist sehr mühsam, schwierig und weit.
Auch wir sind verändert, nicht nur die Welt,
die das Streben nach Wohlstand zusammenhält.
Wir Erwachsenen sehnen die Kindheit zurück.
Ob uns das gelingt? Vielleicht doch ein Stück,
wenn die Hausfrau, von süßen Düften umweht,
in den Vorweihnachtstagen am Backofen steht
und am Fenster der alte Räuchermann
mit einemmal leis fängt zu schmauchen an.
Dann denken wir wieder an den Advent,
In dem man nicht hinter Geschenken her rennt,
als die Blumen am Fenster noch wirklich aus Eis
und die Bratäpfel zischten, köstlich und heiß.
Wie war das noch früher mit dem Advent?
Bald ist das ein Fremdwort, das kaum einer kennt.