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Der Amerika-Auswanderer Lorenz Koloseus und sein Bruder Hermann, der Begründer der Herdfabrik Koloseus

Zu den Höhepunkten in der Arbeit eines Archivars gehört es, wenn man Forschern weiterhelfen kann. Insbesondere dann, wenn sie von weither angereist sind.

Ein solcher Fall waren die Schwestern Kate Kuhles und Gabrielle Pedersen aus dem Bundesstaat New York, USA. Sie besuchten am 14. Juli 2022 das Stadt- und Stiftsarchiv, um Spuren ihrer Vorfahren zu finden. Ihr Urgroßvater, der 1841 geborene Lorenz Koloseus, wanderte etwa 1870 nach New York aus.

Der jüngere Bruder des ausgewanderten Lorenz Koloseus ist in Aschaffenburg kein Unbekannter: Es ist Hermann Koloseus (1852-1911), der Gründer der gleichnamigen Herdfabrik Koloseus. Im Stadt- und Stiftsarchiv konnten die Nachfahren mehr über das Leben der Firma Koloseus erfahren: Hermann Koloseus gründete am 27. Juni 1877 in seinem Wohnhaus „A 147“ (später Dalbergstraße 46) ein „Schlossergeschäft“. Ein Jahr später heiratete er die aus Kitzingen stammende Anna Margaretha Achtmann (1855-1941) und bekam mit ihr sieben Kinder.

Bereits 1885 baute Koloseus eine Herdfabrik vor den Toren der Stadt: in der heutigen Goldbacher Straße 27 (der heutige Standort des 1997 eröffneten Kinopolis). 1898 konnte er sogar einen Zweigbetrieb in Wels / Österreich eröffnen. Nach seinem plötzlichen Tod 1911 übernahm zunächst die Witwe Margaretha die Leitung, später übernahmen der Schwiegersohn Paul Waßmann und seine Ehefrau Elisabeth das Unternehmen. Durchschnittlich waren rund 300 Arbeitnehmer in den beiden Unternehmen beschäftigt. Ab 1938 wurde die Firma als OHG mit sechs Familienmitgliedern betrieben.

Im 2. Weltkrieg wurden die Firmengebäude durch Fliegerangriffe schwer beschädigt. Durch den Gesellschafter Heinrich Walter wurde das Werk von Mai 1946 bis Dezember 1949 wieder neu aufgebaut. Weitere Gebäude folgten bis 1958. Allerdings machte sich auch der immer härter werdende Wettbewerb bemerkbar, so dass das Unternehmen 1956 an die Firma Maximilian Fratscher & Co. verkauft wurde. Im März 1958 wurde ein Vergleichsverfahren eröffnet und am 10. August 1962 erklärte das Amtsgericht Aschaffenburg die Firma als erloschen.

Auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof konnten Kate Kuhles und Gabrielle Pedersen sowohl das denkmalgeschützte Grab von Hermann Koloseus (1852-1911) und seiner Familie, als auch das Familiengrab seines Bruders Fritz Koloseus (1845-1905) besichtigen.

Im August 2022 hatten die Nachfahren von Lorenz Koloseus in USA ein Familientreffen, wo die beiden Schwestern ihre neuesten Forschungsergebnisse vorstellen konnten.

Quellen:

Alois Grimm: Aschaffenburger Häuserbuch I, S. 229-230.

Ulrike Klotz: Die „Aschaffenburger Herdfabrik und Eisengießerei H. Koloseus“, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 22 (2002), S. 285-296.

Fotos:

1./2. Grab von Hermann Koloseus (1852-1911) und seiner Familie auf dem Altstadtfriedhof

3. Grab von Fritz Koloseus (1845-1905) und seiner Familie auf dem Altstadtfriedhof

4. Die Schwestern Gabrielle Pedersen und Kate Kuhles, USA, vor dem Grab von Hermann Koloseus

Alle Fotos: Matthias Klotz, 7/2022

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