Bis ins 20. Jahrhundert umgaben mehrere Stadttore innerhalb der Stadtmauer die heutige Altstadt von Aschaffenburg. Viele wurden aus Verkehrsgründen in den 1860er Jahren abgerissen, dazu gehört auch das Wermbachtor: Es stand an der Stelle, wo Betgasse und Brennofengasse auf die Wermbachstraße stoßen.
Wie das Sand- und das Herstalltor wurde das Wermbachtor bereits 1261 erwähnt. 1404 wurde ein steinerner Torturm mit Vortor errichtet. 1802 war das Wachthaus am Tor so baufällig, dass es nicht mehr repariert werden konnte. In einem Protokoll von 1807 steht geschrieben, dass es sich bei dem Wermbachturm um einen „alten, geschmacklosen, selbst Mißstand veranlassenden Turm“ handele. Der Turm hatte auch seinen ursprünglichen Nutzen (Verteidigung) verloren und diente nur noch als Wohnraum für das untere Polizeipersonal.
Bereits im Mai 1807 wurde der Wermbachtorturm abgebrochen, weil er baufällig war und weil er die gerade Einfahrt in die Betgasse versperrte. Die Abbrucharbeiten wurden Maurermeister Gabriel Hospes und dem Zimmermeister Hofmann übertragen. Sie erhielten dafür alle Materialien dieses Turms an Stein und Holz. Dafür mussten sie ein neues Wachthaus mit einem Gattertor bauen. Das restliche Wermbachtor wurde am 8. Oktober 1807 ganz abgerissen.
Den Abtransport des Schutts wollten Hospes und Hofmann allerdings nicht übernehmen, denn die Steine waren nicht zum Bauen geeignet. Letztendlich ließ die Stadt die Steine auf eigene Kosten abfahren. Hintergrund war die Anlegung einer Straße (ein Weg Richtung Schweinheim war schon vorhanden), auf der die Leichentransporte auf den heutigen Altstadtfriedhof bewältigt werden sollten. Die Eröffnung des Altstadtfriedhofs war ab dem 1. April 1808 geplant, letztendlich wurde er am 18. Juli 1809 geweiht, an diesem Tag fand auch die erste Beerdigung statt.
1836 wurde das Wachthaus am Wermbachtor vergrößert. Das Ende der ganzen Toranlage kam 1896, als die Wermbachstraße verbreitert wurde.
Wie auch beim Herstalltor, Karlstor und Fischertor befand sich vor dem Wermbachtor ein „Weckhäuschen“, eine Bretterbude, in dem Weck (Brötchen) verkauft wurden.
Seit etwa 2002 befindet sich an der Stelle in der Wermbachstraße, wo das Wermbachtor stand, eine Verkehrsinsel für Fußgänger.
Quellen:
Alois Grimm: Aschaffenburger Häuserbuch III, Aschaffenburg 1994, S. 166.
Monika Ebert: Aschaffenburger Häuserbuch VI, Aschaffenburg 2009, S. 102-108.
Peter Körner: „Damit die Toden die Lebenden nicht töden“, Aschaffenburg 2009, S. 46.
Fotos:
Matthias Klotz, 5. September 2022