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Aufruf – Korbflechterschulen im Spessart

Grafschaftsmuseum Wertheim sucht weitere Informationen

 Die Armut im Spessart führte auf den Gedanken, daß daselbst Hausindustrie gegründet werden müßte. Bislang nur Filzschuhfabrikation in Heigenbrücken, Wiesthal, Neuhütten, Heinrichsthal etc. eingeführt“  wie in einem Schreiben vom 12.9.1881 zur Errichtung einer Korbflechterschule in Heigenbrücken und Altenbuch im Staatsarchiv Würzburg (Akte Nr. 5988) zu lesen ist.

Im Zuge der Recherchen zur neuen Ausstellung im Grafschaftsmuseum Wertheim „Faszination Flechtwerk“ (17.6.2023-4.2.2024) stellte sich die Frage, woher die Korbflechter stammten, die sich zeitweise in der Stadt Wertheim niederließen.

Im Lohrer Amtsblatt vom 28.12.1882 fand sich eine Aufforderung an die Gemeindeverwaltungen, die Einrichtung von Korbflechter-Kursen zu ermöglichen, um die Einkommensverhältnisse der Ortsbürger zu verbessern. Für die Gemeinden Altenbuch und Stadtprozelten sind diese Kurse für den Zeitraum um 1881/1882 durch Quellen gesichert.

Bezirksamtliche Bekanntmachung im Lohrer Anzeiger. Die Spessartgemeinden sind aufgerufen Weidensetzlinge zu bestellen und auf eigens dafür ausgewiesenen Grundstücken zu pflanzen. Sie sind zur Verwendung in der Korbflechterei bestimmt.

Lohrer Anzeiger: Lokal-Amts-Blatt der königl. Bezirksämter Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld Nr. 155 vom 28.Dezember 1882.

Die max. fünfzehn Kursteilnehmer wurden innerhalb von drei Monaten durch einen erfahrenen Korbflechter in die Lage versetzt, einfache, stabile, gut verkäufliche Korbwaren herzustellen. Um deren Absatz kümmerten sich Dritte. Die zukünftigen Korbflechter mussten, wenn sie von außerhalb kamen, selbst für Kost und Logis aufzukommen. Für besondere Härtefälle konnte jedoch Unterstützungsgeld beantragt werden.

Parallel zu der von der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg angestoßenen Förderung der Korbmacher-Hausindustrie kam es (wohl) auch zu der dafür notwendigen vermehrten Anpflanzung von Korbflechter-Weiden in dafür geeigneten Arealen (Fluss- und Bachufer).

Grundsätzlich scheinen aber die Bemühungen zur Verbesserung der Einkommenssituation nicht die Erwartungen erfüllt zu haben.

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Dennoch sind folgende Fragen zu klären:

  • Liegen Kenntnisse über Korbmacher-Kurse für einzelne Ortschaften vor?
  • Angaben zu Zeitpunkt, Anzahl, Veranstaltungsort
  • Korbmacher-Fertigkeiten „für den Hausgebrauch“ wurden in den Familien häufig von einer zur nächsten Generation weitergegeben. Hat möglicherweise ein Familienmitglied Ende des 19. Jahrhunderts einen Korbflechterkurs besucht?
  • Wer betrieb in den Spessartgemeinden das Korbflechten als Nebenerwerb?
  • Gibt es in der Umgebung Ihres Heimatortes Weidenbestände? Wann wurden diese angelegt?

Gerne würden wir Ihre möglichen Antworten zusammentragen und sie als einen weiteren Aspekt in der neuen Sonderausstellung zum Thema Flechtwerk berücksichtigen und auch den Teilnehmern des Heimathub zur Verfügung stellen.

Ihre Ansprechpartnerin ist Ursula Wehner. Sie erreichen uns unter Telefon 09342/301511 oder grafschaftsmuseum-wehner@t-online.de.

Mehr infos: Grafschaftsmuseum Wertheim