Fritz Eder (1922–2007)
Der Mitbegründer des Rotary-Clubs Aschaffenburg erblickte am 6.März 1922 in Aschaffenburg das Licht der Welt. Sein Vater Jacob Eder war zusammen mit seinem Bruder Oskar Inhaber einer Brauerei mit der Gaststätte „Zum Ochsen“, die der Großvater von Fritz im Jahr 1872 übernommen hatte. Dies war die Geburtsstunde der Brauerei Eder, die somit im Jahr 2022 ihr 150-jähriges Bestehen feiern konnte. Unmittelbar nach Kriegsende im Jahr 1945 begann Fritz Eder ein betriebswirtschaftliches Studium, das er aber nicht beendete, um in den väterlichen Betrieb überzuwechseln. Schließlich war dort der Brauereibetrieb nach Erlaubnis der US-Behörden, die zunächst den Betrieb besetzt hatten, für die Produktion erst einmal von Dünnbier wieder aufgenommen worden. Fritz Eder wurde für die Aufgaben eines Geschäftsführers vorbereitet, eine Position, die er nach dem Ausscheiden seines Vaters aus dem Unternehmen zusammen mit seinem Vetter Oskar übernahm.
Fritz Eder war der Repräsentant des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Bedeutend war die Übernahme und Verschmelzung mit der Heylands-Brauerei. Mit dieser Transaktion erwarb Eder auch die zu Heyland gehörenden Brau- und Markenrechte Schlappeseppel: Schachzüge, die die unternehmerische Weitsicht, aber auch die Risikobereitschaft von Fritz Eder bewiesen. Das nunmehr unter Eder und Heylandsbräu firmierende Unternehmen avancierte zur größten Privatbrauerei Bayerns. Es war der Bekanntheitsgrad der geschäftlichen Rührigkeit Fritz Eders zu verdanken, vielleicht aber auch die durch den Vater Jacob Eder beflügelte frühe Zugehörigkeit zum Aschaffenburger Freundschaftsbund „Schlaraffia“, dass der Mitbegründer des Rotary-Clubs Heinz Desch Fritz Eder ansprach und ihn veranlasste, eines der 20 Gründungsmitglieder des Clubs zu sein, nachdem er ganz offensichtlich die seinerzeit für eine Mitgliedschaft erforderlichen Voraussetzungen in vollem Umfang erfüllt hatte.
Bereits im Gründungsjahr wurde Fritz Eder Clubmeister – bei nur 20 Mitgliedern entfiel fast auf jedes Mitglied ein Amt. Er blieb es für ein weiteres Jahr, um dann kontinuierlich über den Posten des Sekretärs und des Vizepräsidenten im rotarischen Jahr 1963/64 als Präsident zu fungieren. In seiner Zeit als Präsident fiel insbesondere auch die Annäherung an die Mitglieder des rotarischen Partnerclubs Bar le Duc (Frankreich), der er besondere Aufmerksamkeit widmete, wie er es auch in seinem späteren Jahresrückblick als die Höhepunkte seines Jahres erklärte.
Fritz Eder wird als ein immer großzügiger und dabei unterhaltsamer Gastgeber und Gesprächspartner geschildert, bei dem man sich wohlfühlte. Er war viele Jahre ehrenamtlicher Finanzrichter am Finanzgericht in Nürnberg, war im deutschen Brauerbund engagiert und war ebenso für viele Jahre Vorstandsmitglied des Kreisverbandes Aschaffenburg des Bayerischen Roten Kreuzes. Und schließlich war Fritz Eder auch seit 1963 Mitglied der Vollversammlung der Industrie und Handelskammer (IHK), in der er schon bald zu einem der Vizepräsidenten gewählt wurde. Die größte Herausforderung erwartete ihn aber dann als langjähriger Präsident der IHK. Fritz Eder versah das Amt des Kammerpräsidenten mit der ihm eigenen Souveränität und verstand sich vornehmlich als Repräsentant der heimischen und dabei besonders der mittelständischen Wirtschaft. Fritz Eder erhielt zahlreiche Ehrungen, zu nennen sind in erster Linie die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, des Bayerischen Verdienstordens oder der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste.
Mit der Vollendung des 65. Lebensjahres endete sowohl das Engagement für die IHK wie auch die aktive Geschäftsführung in der Brauerei, für die er allerdings noch für einige Zeit in den Beirat wechselte. Die Geschäftsführung ging erfolgreich in die Hände seines Sohnes Friedbert und seiner Nichte über.
Fritz Eder blieb dem Rotary-Club nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit noch für viele Jahre erhalten. Gern nahm er insbesondere an Veranstaltungen des Clubs teil. Nach dem Ableben seiner Ehefrau Ingrid im Jahr 1997 wurde es ruhiger um ihn. Mit der Zeit bekam er gesundheitliche Probleme, die ihn zwangen, sich weiter zurückzuziehen. 2007 verstarb er im Alter von 85 Jahren. Fritz Eder fand seine letzte Ruhe unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit im Grab der Familie auf dem Friedhof in Großostheim.
Vorlage: Vortrag von Horst Michaels am 9.10.2023 im RC Aschaffenburg (leicht bearbeitet und gekürzt)
Bildernachweis:
1) Fritz Eder, Foto: privat
2) Das Familiengrab der Familie Eder, Foto: Karl Horst Amrhein
3) 40 Jahrfeier des Rotary Clubs Aschaffenburg im Restaurant Lukulla mit seinen 7 Gründungsmitgliedern und Präsident Helmut Kraft (von links nach rechts: Friedrich Vordemfelde, Robert Weller, Dr. Guido Dessauer-Gründungspräsident, Heinrich Tritschler, Heinz Desch, Gert Silber-Bonz, Helmut Kraft-amtierender Präsident 1998/1999, Fritz Eder), Foto: Karl Horst Amrhein